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22.09.2009 12:40 Uhr

Malick Bolivard: „Ich habe noch Steigerungspotenzial“

Er ist der neue Leuchtturm des F.C. Hansa Rostock: Malick Bolivard. Der gebürtige Franzose mit den Gardemaßen von 1,91 Meter und 91 Kilogramm ist auf dem Spielfeld nicht zu übersehen. Am vergangenen Sonntag gab der Stürmer bei der 2:5-Niederlage gegen den FC Augsburg sein Zweitliga-Debüt  im Trikot der Rostocker. „An Malick werden sich die Gegenspieler noch weh tun. Wenn er auf dem Platz seinen Respekt ablegt,  kann er eine echte Waffe für uns werden“, sagt Hansa-Manager René Rydlewicz.

Malick ist zwar nicht der erste Franzose bei Hansa, ein Novum gibt es dennoch:  Während die ehemaligen Rostocker Abder Ramdane und Regis Dorn auf dem französischen Festland geboren wurden, erblickte Malick Bolivard auf der Antilleninsel Martinique das Licht der Welt und ist somit der erste Mittelamerikaner, der ein Pflichtspiel für den F.C. Hansa bestritt.

So malerisch, wie es aus europäischer Sicht klingen mag, ist es für die Einheimischen in Martinique allerdings nicht. „Wenn man Urlaub macht und Geld hat, ist es dort sicherlich sehr schön. Aber die Bewohner leben in sehr ärmlichen Verhältnissen.  Meinen Geschwistern und mir sollte es einmal besser gehen. Deshalb ist unsere Mutter nach Frankreich ausgewandert. Als ich drei Jahre alt war, kamen wir nach Chartres in die Nähe von Paris“, erzählt Malick Bolivard, der dort mit acht Jahren begann, organisiert Fußball zu spielen.

In der Schule erwies sich Malick zudem als sehr sprachbegabt und erlernte mit Englisch, Italienisch und Spanisch gleich drei Fremdsprachen. Dass es ihn in Sachen Fußball einmal nach Deutschland verschlagen sollte, konnte er zu diesem Zeitpunkt noch nicht ahnen. Doch mit 20 Jahren musste sich Malick Bolivard entscheiden. Während er es als Fußball-Profi in Frankreich mit dem FC Tours nur bis in die 3. Liga geschafft hatte und anschließend beim Zweitligisten LB Chateauroux lediglich in der Amateur-Mannschaft zum Einsatz gekommen war, machte ihm ein Freund, der selbst schon in Berlin gespielt hatte, ein Probetraining bei Hertha BSC schmackhaft: „Er meinte, dass ich genau das richtige Anforderungsprofil hätte. Meine Mutter und mein Bruder überredeten mich dann, es zu probieren. Und nach einem zweiwöchigen Probetraining im Sommer 2007 bekam ich schließlich auch einen Zweijahresvertrag.“

Zu den Profis schaffte es Malick Bolivard aber auch in der deutschen Hauptstadt nicht, wo er im ersten Jahr 22 Oberliga- und im zweiten dann 26 Regionalligaspiele für die Hertha-Reserve absolvierte. Auf die zweijährige Option verzichtete der Berliner Verein. Doch Malick Bolivard hatte weiterhin das Ziel, es in die Bundesliga zu schaffen. Da kam die Anfrage von Hansa-Trainer Axel Rietentiet, als Hertha BSC II am letzten Regionalliga-Spieltag in Rostock gastierte, genau zur rechten Zeit. Und an der Küste ging plötzlich alles viel schneller als erwartet. Schon drei Wochen nach dem Trainingsauftakt erhielt er die erste Chance, sich im Kreise der Lizenzmannschaft zu bewähren. Er durfte mit in das Trainingslager der Profis fahren und erzielte gleich im ersten Testspiel bei Anker Wismar ein Tor.

Damit hatte der 22-Jährige, auch wenn er zunächst wieder in den Kader der zweiten Mannschaft zurückkehrte, ein erstes Achtungszeichen gesetzt. „Der Trainer hat mir damals gesagt, dass ich eine gute Chance habe, wenn ich weiter an mir arbeite. Ich hatte noch Defizite im Defensivverhalten und bei Eins-gegen-Eins-Situationen,  die ich abstellen musste“, erklärt Malick Bolivard, der  mit der zweiten Mannschaft einen sehr guten Start in die Regionalliga-Saison hinlegte. Zu den beiden Auftaktsiegen über den FC Oberneuland (3:2) und Tennis Borussia (3:1) steuerte er drei Tore bei, wobei der Stürmer vor allem seine Schnelligkeit ausspielen konnte.

Anfang September machte Malick den nächsten Schritt in Richtung Bundesliga, als Andreas Zachhuber ihn in den Zweitliga-Kader beförderte. Im Heimspiel gegen TuS Koblenz gehörte er erstmals zum 18-köpfigen Aufgebot und eine Woche später in Augsburg wurde er in der 71. Minute sogar eingewechselt. „An dieses Spiel werde ich sicherlich immer mit gemischten Gefühlen zurückdenken. Einerseits war es mein Bundesliga-Debüt, das ich deswegen positiv in Erinnerung behalte. Nicht so schön war natürlich das Ergebnis, vor allem vor dem Hintergrund, dass wir das Spiel eigentlich im Griff hatten. Es ist einfach schade, dass wir dieses Spiel verloren haben. Aber so ist Fußball.“

Seine eigene Leistung bei diesem Kurzeinsatz will Malick Bolivard nicht bewerten, weiß aber: „Ich habe noch Steigerungspotenzial. Nun liegt es an mir, weiter fleißig zu trainieren und auch meine Körpergröße noch besser einzusetzen.“ Natürlich hofft der 1,91 m große Franzose, dass er auch in den kommenden Spielen wieder seine Chance erhalten wird. „Nachdem ich nun das erste Spiel bei den Profis gemacht habe, möchte ich möglichst bald auch mein erstes Tor schießen“, gibt sich Malick Bolivard selbstbewusst. Vielleicht gelingt es ihm ja schon am Sonntag im Heimspiel gegen die SpVgg Greuther Fürth.