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06.11.2006 15:38 Uhr

Marketing-Chef Ralf Gawlack: Hansa ist der Leuchtturm des Nordens!

Vier Mal im Jahr machen die Analysten von Sport+Markt Erhebungen, wie populär die Vereine der Fußball-Bundesliga sind. In den letzten vier Jahren war der F.C. Hansa in der Bundesliga wie in der 2. Liga unter den Top-Ten. In der jüngsten Umfrage schnitten die Hanseaten diesmal sogar noch besser ab, landeten als Zweitligist (!) unter den besten acht Teams im Lande. Wie und warum die Marke F.C. Hansa Rostock momentan so boomt, darüber sprachen wir mit Marketing-Chef Ralf Gawlack, der seit neun Jahren im Verein ist und als einer der Väter des neuen Ostseestadions gilt.

 

Herr Gawlack, was sagen Sie denn zu diesem Umfrage-Ergebnis?

Gawlack: Es ist phantastisch, einfach genial. Unser Verein ist ein Leuchtturm des Nordens mit einer großen Ausstrahlungskraft. Das Umfrage-Ergebnis ist eine wirkliche Anerkennung unserer harten Arbeit, die wir hier mit relativ wenig Mitarbeitern und großer Leidenschaft Tag für Tag leisten. Man muss bedenken, dass wir hier seit dem Abstieg im Umfeld der Mannschaft mit 16 Leuten weniger arbeiten, ohne je unsere Ansprüche als Verein aufgegeben zu haben.

 

Wie erklären Sie sich den neuen Boom der Marke Hansa im zweiten Jahr nach dem Abstieg aus der Bundesliga?

Gawlack: Alle spüren, dass es jetzt eines wahnsinnigen Kraftakts bedarf, um nach zwei Jahren ohne Bundesliga wieder nach oben zu kommen.

 

Ist dieser Boom ein subjektiver Eindruck oder gibt es dafür Fakten?

Gawlack: Nein, das ist kein subjektiver Eindruck, das können wir mit Zahlen unterlegen.

 

Was sagen denn diese Zahlen?

Gawlack: Nehmen wir unsere Mitgliederzahlen. In der Bundesliga hatten wir vor zwei Jahren 2200 Mitglieder. Zur Mitgliederversammlung am 16. November 2006 werden wir ca. 3500 Mitglieder haben. Wir sind also dabei, unsere Mitgliederzahl zu verdoppeln. Das ist schon Wahnsinn.

 

Kann man ähnliches auch über das Zuschauerverhalten sagen?

Gawlack: In Bundesligazeiten lagen wir im Schnitt zwischen 17 000 und 18 000 Zuschauern. Momentan sind wir bei über 20 000 Zuschauern. Wir können pro Spiel sicherlich über einen Zugewinn zwischen 3000 und 6000 Zuschauern sprechen. Auch im Vergleich zum ersten Zweitligajahr nach dem Abstieg sehen wir ein deutlich höheres Zuschaueraufkommen. Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen: Wir haben in der 2. Liga mehr Fans als in der Bundesliga. Und dies bei der hohen Arbeitslosigkeit im Lande.

 

Gibt es Erklärungen dafür?

Gawlack: Die Fans haben da schon ein Gespür für Leistung und das Bedürfnis, einer erfolgreiche Mannschaft und einem innovativen Trainer zu helfen, den Verein zu unterstützen und ihn in die Richtung Bundesliga zu schieben. Das Tolle daran ist ja, dass diese Entwicklung in der 2. Liga passiert.

 

Können Sie das auch untersetzen?

Gawlack: Hansa ist wieder eine Festung. Nehmen wir doch mal den 2. Oktober und das Spiel gegen den MSV Duisburg. Da hatten wir 27000 Zuschauer im Ostseestadion, eine geniale Atmosphäre. Auch gegen Lautern war die Stimmung absolut toll. Flutlicht, gute Leistung, begeisterte Kulisse, volles Haus. Meine Kollegen von den anderen Vereinen staunen schon, was da bei uns zu Hause abgeht. Aber es ist ja gar nicht nur so zu Hause: Nehmen wir das 2:2 von Köln. Da waren 3000 oder 4000 Zuschauer mit auf Reisen. Die Jungs, die uns da für viel Geld  begleiteten, die sind da teilweise über 24 Stunden für 90 Minuten und den Erfolg unterwegs. Wir haben da also auch ein hohes Maß an Verantwortung. Wir wissen ja auch, Hansa ist über 41 Jahre historisch gewachsen. Viele haben Mecklenburg-Vorpommern zwar verlassen, halten dem Verein aber weiter die Treue. Viele, die wegen der hohen Arbeitslosigkeit im Lande von hier weg sind, die kommen dann immer noch zu den Auswärtsspielen in den alten Bundesländern.

 

Wie sieht des denn mit den Sponsoren und der Werbung beim F.C. Hansa aus?

Gawlack: Es gibt bei uns momentan überhaupt keine freie Werbefläche. Nehmen wir die  Werbeteppiche am Rasen. Voriges Jahr hatten wir dort an den Toren vier, in diesem Jahr haben wir sechs. Unser Dank gilt hier auch unserem Vermarktungspartner DSM, mit dem dieses sehr gute Vermarktungsergebnis realisiert werden konnte. Momentan haben wir nur noch  zwei  Logen, die nicht vermarktet sind. Ich hoffe, dass wir zum Rückrundenstart auch an dieser Stelle ausverkauft sein werden. Bei unseren Business-Seats haben wir einen Anstieg von zehn Prozent. Auch das ist beachtlich im zweiten Zweitliga-Jahr.

 

Wie viele Sponsoren haben Sie zurzeit?

Gawlack: Die Zahl schwankt zwischen 130 und 140. Einige Unternehmen haben sich zusammengetan. Es sind einige weniger, aber die Intensität des Engagements, die Leistung ist um einiges höher. Auch dies ist erfreulich. Der Etat schrumpfte mittlerweile zwar auf 13,5 Millionen Euro, aber Hansa ist wieder ein Name, auf den man stolz ist. Die Unternehmen suchen wieder unsere Nähe – und umgekehrt.

 

Können Sie das erklären?

Gawlack: Ich werde demnächst auf alle Sponsoren vor Ort zugehen. Wir wollen sie noch mehr als bislang mit Informationen aus erster Hand versorgen und die Bedürfnisse unserer Partner verstehen, sie noch mehr einbinden, ihnen auch die Nähe zur Mannschaft ermöglichen, so weit dies deren Zeitrahmen zulässt.

 

Danke für das interessante Gespräch.