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09.07.2020 11:53 Uhr

Martin Pieckenhagen im Saisonabschluss-Interview: „Uns ist ein Stück weit die Gier abhandengekommen“

Im Saisonabschluss-Interview zieht Sportvorstand Martin Pieckenhagen Bilanz zur Saisonleistung der Mannschaft und gewährt Einblicke in die laufenden Planungen für die kommende Spielzeit.

Hallo Martin, Chef-Trainer Jens Härtel war in seiner Analyse mit dem Ausgang der abgelaufenen Saison nicht zufrieden. Wie fällt dein Resümee aus?

Ich sehe das genauso wie Jens. Anders als in den vorherigen Saisons hatten wir dieses Jahr bis zum letzten Spieltag die Chance auf den Relegationsplatz, wir haben uns also eine gute Ausgangssituation erarbeitet. Allerdings hatten wir es schon zuvor in der eigenen Hand, uns sogar auf die direkten Aufstiegsplätze zu schieben, haben es dann aber in den entscheidenden Spielen wie in Duisburg, Würzburg oder gegen Kaiserslautern nicht geschafft, die nötigen Punkte zu holen. Deshalb und in Verbindung mit dem Ergebnis am letzten Spieltag in Chemnitz war zumindest das Saisonfinale doch etwas enttäuschend.

Was hat deiner Meinung nach für den Sprung in die Aufstiegszone gefehlt?

Ich glaube, uns ist ein Stück weit die Gier abhandengekommen. Nach den Spielen gegen 1860 München und Carl Zeiss Jena hatten alle das Gefühl, dass dieses Jahr etwas in Richtung Aufstieg gehen könnte, zu diesem Zeitpunkt hatten wir auch den vierten Tabellenplatz inne. Danach war diese Gier mit Ausnahme der zweiten Halbzeit gegen Kaiserslautern nicht mehr so spürbar. Wir waren in den entscheidenden Momenten nicht konsequent genug das Tor zu machen und wenn man aufsteigen will, ist das nun einmal zwingend nötig.

Der F.C. Hansa ist nun zum dritten Mal in Folge auf Tabellenplatz sechs gelandet. Tritt der Verein etwas auf der Stelle?

Nein, das glaube ich nicht. Punktetechnisch haben wir uns verbessert und dieses Jahr konnten wir es bis zuletzt spannend machen. Auch intern im Verein und bei den Fans hat man gespürt, dass wir dieses Jahr so nah dran waren wie die Jahre zuvor nicht. Das ist eine deutliche Steigerung, die man nicht einfach so wegwischen kann.

Blickt man auf die Ergebnisse der Saison fällt auf, dass die Mannschaft vor allem gegen Gegner aus den unteren Tabellenregionen Punkte hat liegen lassen. Wieso tut sich die Mannschaft gegen solche Gegner oft schwer?

Für mich zeigt das, dass es weniger an mangelnder Qualität als am absoluten Willen, auch diese Mannschaften zu besiegen, gelegen hat. Stichwort: Gier und Konsequenz. Außerdem haben wir uns gegen Gegner wie Großaspach oder Chemnitz auch aufgrund deren Spielweise schwergetan. Gegen stärkere Mannschaften ergeben sich für uns ganz andere Räume als gegen Teams, die das Verteidigen in den Vordergrund stellen und dann in schnellen Umschaltphasen zu Toren kommen, die uns dann die Punkte gekostet haben.

Wie lässt sich die angesprochene Entschlossenheit für die nächste Saison aufbauen?

Wir müssen die eigenen Bedürfnisse komplett hintenanstellen und in aller Konsequenz alles für den Erfolg der Mannschaft tun. Man muss bereit sein, für den Sieg zu sterben oder im Zweikampf auch mal eine Verletzung zu riskieren und zwar in 100% der Spiele. Das hört sich zwar polemisch an, aber genau diese Tugenden braucht man in diesen Schlüsselmomenten.

Wie sehen deine Planungen für die nächste Saison bezüglich Neuzugänge und Vertragsverlängerungen aus?

Aufgrund der Tatsache, dass viele Verträge auslaufen und der Corona-Pandemie haben wir in diesem Transfersommer eine besondere Situation und deshalb bereits im Vorfeld schon viele Dinge besprochen. Jetzt ist für uns die Phase gekommen, in der wir die finalen Gespräche führen und den Kader dann entsprechend aufbauen und verstärken werden. Es stehen noch viele Unklarheiten im Raum, die die Planung natürlich erschweren. So haben wir z.B. noch kein genaues Datum für den Saisonstart und auch die Frage, ob Fans in den Stadien erlaubt sein werden, ist noch nicht geklärt. Das erschwert es, die Kosten abzuschätzen, weshalb wir einen Puffer in den Spieleretat eingebaut haben, um die finanzielle Stabilität des Vereins nicht zu gefährden. Man muss bei der Planung also sehr flexibel sein und verschiedenste Szenarien in Betracht ziehen.

Gibt es unabhängig von der Mannschaft noch andere Stellschrauben, an denen gedreht werden muss?

Ich denke, was den Trainerbereich und den Staff angeht, sind wir sehr gut aufgestellt. Wir haben alle Voraussetzungen, um unsere Spieler in allen Bereichen optimal zu versorgen. Jetzt gilt es in jedem Bereich noch intensiver zu arbeiten, unabhängig vom Personal. Dafür müssen sich alle hinterfragen, angefangen bei mir und dem Funktionsteam bis hin zu allen Trainern und Betreuern, damit wir unseren Traum möglichst schnell erreichen können.