Login



Noch kein Mitglied?
Jetzt Mitglied werden »

x

02.11.2005 10:00 Uhr

Martin Pohl: Opa Erich brachte ihn zu Hansa

Es gibt ja nur wenige Fußballer, die von sich sagen können, sie seien „ein Kind des Vereins“. Der gebürtiger Rostocker Abwehrspieler Martin Pohl ist so ein Beispiel. „Pohler“ ist seit 1987 im Klub und hat doch tatsächlich von der F-Jugend bis zu den Profis alle Teams des F.C. Hansa Rostock durchlaufen. Martin ehrlich: „Für mich gab es nie einen anderen Verein…“ Fragt man ihn heute, wer den größten Anteil an seiner Karriere hat, dann kommt von ihm die Antwort wie aus der Pistole geschossen, „Opa Erich!“
Martin begann als Straßenfußballer im heimatlichen Rostock-Dierkow, kickte später an seiner Schule, wo er den Talentsichtern erstmals auffiel. Dann landete Martin folgerichtig beim F.C. Hansa.
Martin sagt heute: „Opa Erich war immer mein größter Fan, mein größter Kritiker und mein größter Helfer. Er fuhr mich erst von Dierkow, später von Lambrechtshagen, zum Training. Er fuhr mich zum Spiel, er kämpfte auch immer leidenschaftlich für mich.“
Sein erster Hansa-Trainer Gerd Ehlers, heute Leiter des Hansa-Internates, kann dies bestätigen: „Opa Erich hat mal ein Jahr gar nicht mit mir gesprochen, weil ich seinen Enkel bei einem Hallenturnier nicht eingesetzt habe. Er war schon ein emotionaler Mensch.“
Ehlers kennt die Entwicklung des Martin Pohl am besten. Er war sein erster Trainer. Er übernahm ihn mit sechs Jahren, gab ihn erst in der B-Jugend wieder ab.
Ehlers redet nur positiv über den „kleinen Martin“. „Martin war im Training immer der fleißigste Spieler. Wo andere gefallen sind, ist er stehen geblieben. Mit Eifer hat er Defizite ausgeglichen. Wo er gespielt hat, war er zuverlässig. Ob in der B-Jugend oder später bei den Amateuren.“
Juri Schlünz und Landestrainer Thomas Klemm sowie Gerald Dorbritz formten ihn dann später.
Der heutige A-Junioren-Trainer Dorbritz erinnert sich: „Martin war schon bei mir ein disziplinierter, zuverlässiger Abwehrspieler, den ich damals Peter Ränke für die Amateure nur wärmstens empfehlen konnte.“
Peter Ränke, Andreas Zachhuber, Stefan Böger und Timo Lange bauten dann auch auf ihn.
Schlünz berief ihn 2003 erstmals ins Training der Profis, für Jochen Kientz war er seinerzeit gegen Hertha auch im Kader der Bundesliga-Mannschaft. Im letzten Jahr holte ihn auch schon Ex-Trainer Jörg Berger gegen Lautern und Stuttgart in die Profi-Truppe.
Pohl war in jener Zeit in der Amateur-Mannschaft eine Säule, zeichnet nicht unwesentlich für Titel und Pokalsieg 2004/2005 verantwortlich.
Als der Aufsichtsrat und der Vorstand des F.C. Hansa Rostock am 25. Mai 2005 im Ferienhotel Ostseeland in Diedrichshagen die schlimme Saison 2004/2005 aufarbeiteten, gab es für drei junge Spieler Profiverträge: Torjäger Amir Shapourzadeh, Dribbelkünstler  Marc Stein und den blonden, langhaarigen Abwehrrecken Martin Pohl.
Während „Shappi“ über Hamburg aus dem Iran kam und Marc Stein aus der Berliner Ecke an der Ostsee landete, hat Hansa nach Vorbeck, Schied und Sebastian abermals ein Talent aus dem eigenen Nachwuchs in die Profimannschaft gebracht. Manfred Wimmer, Vorstandsvorsitzender des F.C. Hansa, freut dies: „Unsere Jugendarbeit mit dem Internat und unseren Junioren-Teams trägt jetzt Früchte. Darüber sind wir sehr froh, auch wenn wir noch immer die Fehler unserer Vorgänger aufarbeiten und viel Kritik dafür einstecken mussten…“
Martin Pohl wurde am 13.04.1981 geboren. Sein Vater ist Kapitän zur See und war Eishockey-Spieler. Martins Sternzeichen: Widder. Er ist 1,90 m groß und 86 kg schwer. Martin hat die Schuhgröße 10,5/44.Von Beruf ist „Pohler“ Energie-Elektroniker.
Hansa-Trainer Timo Lange über den Abwehrrecken: „Martin ist groß, kopfballstark und torgefährlich und gut im Zweikampf. Martin hat sich das alles mit guten Leistungen verdient. Er ist in der  Amateurmannschaft ein entscheidender Spieler gewesen. Es war für ihn  ein langer, steiniger  Weg zu den Profis.“
In der abgelaufenen Saison bestritt der Innenverteidiger 28 Spiele und machte sieben Tore für die Amateure. In den beiden letzten beiden Spielen der Saison setzte Timo Lange den Verteidiger in der Meisterschaft gegen Yesiljurt (4:2) aber nur die letzten 15 Minuten und im Pokal-Finale gegen Greifswald (4:0) die letzten 20 Minuten ein.
Der Abstieg des F.C. Hansa aus der Bundesliga war später auch irgendwie das Glück des Abwehrspielers: „Wäre Hansa drin geblieben, hätte ich wahrscheinlich keinen Vertrag mehr hier bekommen. Dann wäre es dann hier gewesen. Aber so folgte auf den Abstieg ein Umbruch und ich bekam einen Einjahresvertrag…“
Ex-Trainer Jörg Berger setzte freilich noch gar nicht auf ihn. Erst der Trainerwechsel von Berger zu Frank Pagelsdorf brachte „Pohler“ ins Team, seit dem 0:1 in Bochum sogar in die Stammelf. In Siegen unterlief ihm noch ein schwerer Fehler zum 1:1, der der Mannschaft den Sieg kostete und Martin eine Menge Nerven. Die Folge „eine schlaflosen Nacht.“ Aber: Von Spiel zu Spiel ging es aber seither bergauf!
Was viele dem „Langen“ nicht zu trauen, er gehört zu den schnellsten Spielern im Profikader, läuft die 60 m in 7,2 Sekunden. „Bei uns großen, kräftigen Spielern sieht immer alles ungeschickt und langsam aus. Aber da kann man sich täuschen…“
Die Schrecksekunde: In Burghausen verschluckte er bei einem Zweikampf seine Zunge. Blitzbesuch im Krankenhaus. Plötzlich wurde Fußball zur Nebensache. Martin und Freundin Silvia, die seit vier Jahren zusammen sind, konnte jedoch schnell aufatmen. Die Sache ging glimpflich aus.
Das große Vorbild des Rostockers Newcomers ist der erstklassige italienische Abwehrspieler Alessandro Nesta vom AC Mailand Typisch. „Pohler“ ist ja auch Defensivspieler. Solche Jungs suchen eben ihre Idole auf dem Fußball-Stiefel, wo ja die besten Defensivspieler Europas kicken. Aber bis zur Perfektion ist es noch ein Stück des Weges. Martin Pohl lacht: „Ich habe doch noch alles vor mir…“