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08.02.2019 11:59 Uhr

Neuville: „Ich freue mich auf das Jubiläumsspiel im Mai“

Am 26. Mai 2019, steigt im Ostseestadion das große Jubiläums-Spiel "20 Jahre das Wunder von Bochum" - die Neuauflage des Spiels, das dem F.C. Hansa Rostock in der Saison 1998/99 in letzter Sekunde den Klassenerhalt in der 1. Bundesliga bescherte. Einer der "Helden" von damals ist unbestritten Oliver Neuville, der mit einem Tor und zwei Vorlagen maßgeblichen Anteil am 3:2-Erfolg hatte - und zudem durch den markanten Turban auch optisch ins Auge fiel.

Wir hatten die Gelegenheit, mit ihm im Vorfeld der Partie über das anstehende Ereignis und vor allem seine Erinnerungen an das Wunder von Bochum zu sprechen.

Wie gut sind denn noch die Erinnerungen an Bochum 1999?

Das Spiel ist zwar schon lange her, aber ich erinnere mich noch immer sehr gern daran. Vor dem Spiel war die Anspannung sehr groß, weil wir wussten, dass egal wie die anderen Spiele ausgehen, wir in jedem Fall gewinnen mussten, um uns zu retten. Wir haben dann auch sehr gut angefangen und sind 1:0 in Führung gegangen und plötzlich bekamen wir innerhalb von sechs, sieben Minuten gleich zwei Gegentore und wir hatten nur noch eine Viertelstunde Zeit, um das Spiel zu drehen. Das ist uns zum Glück gelungen und deshalb sprechen wir heute vom "Wunder vom Bochu"“ mit einer hervorragenden Stimmung.

Nach dem Spiel haben wir mit 10.000 Hansa-Fans in Bochum im Stadion gefeiert und als wir in Rostock angekommen sind, waren so viele Leute am Hotel Neptun, das war Wahnsinn. Für mich war es ein tolles Erlebnis, weil ich wusste, dass es mein letztes Spiel für Hansa war und deshalb war es so einmalig für mich.

Kaum zu glauben, dass es schon 20 Jahre her ist, oder?

Es kommt mir gar nicht so lange vor, ich war ein bisschen überrascht, dass es tatsächlich schon 20 Jahre sind. Ich habe vor neun Jahren aufgehört, Fußball zu spielen und auch das kommt mir gar nicht so lange vor. Ich finde es in jedem Fall schön, dass wir uns wiedersehen und auch, dass die Bochumer mit Peter Peschel und den anderen Spielern zugesagt haben. Das finde ich sehr gut.

Wie wichtig war dieses Spiel im Verlauf deiner Karriere für dich?

Dass ich nach Leverkusen wechseln würde, das war seit Januar bekannt. Und die erste Zeit danach war nicht so einfach für mich, weil die Fans ein bisschen sauer darüber waren. Aber danach haben sie gesehen, dass ich immer alles gegeben habe und wichtige Tore geschossen habe. Und von daher war es schön, dass es mit dem Klassenerhalt am Ende geklappt hat.

Das war vielleicht auch der Grund, dass ich nie, wenn ich mit Leverkusen in Rostock gespielt habe, ausgepfiffen wurde. Das hat sicher ganz viel mit dem Spiel in Bochum zu tun gehabt. Und es war gut für mich, dass ich meine Karriere weiter Schritt für Schritt entwickeln konnte, ohne als Absteiger gegangen zu sein.

Hast du während des Spiels irgendwann mal daran gedacht, dich aufgrund der recht schweren Kopfverletzung auswechseln zu lassen?

Nein, niemals. Ich muss ehrlich sagen, dass mir gar nicht klar war, wie schwer die Verletzung war. Natürlich hatte ich gemerkt, dass es am Ohr geblutet hat und dass der Doktor mich sofort aus-wechseln wollte. Aber ich habe gesagt `nein, nein. Ich habe keine Schmerzen, ich spiele weiter.´ Bei einem anderem Spiel, was vielleicht nicht so wichtig gewesen wäre, hätte der Doktor drauf bestanden, dass ich rausgehe. Aber in dem Moment habe ich mich gut gefühlt und wollte nicht raus.

Wie lief das „zusammenflicken“ an dem Tag ab?

Der Doki hat er mir einen Verband gemacht und mich in der Pause mit drei Stichen genäht – und ich habe nichts gemerkt und hatte keine Schmerzen, so sehr war ich drin im Spiel. Nach dem Spiel wurde ich dann noch mal mit sechs Stichen genäht, auch da war alles ok. Die großen Schmerzen kamen erst am Tag danach.

Gibt es den Turban eigentlich noch?

Nein (lacht.) Keine Ahnung wo der geblieben ist, der ist nach dem Spiel sicher in den Müll geflogen.

Welche Erinnerungen an die Party bei der Rückkehr in Rostock hast du noch?

Oh, sehr gute Erinnerungen (lacht). Als wir angekommen sind, ist der Bus bis zum Hotel Neptun gefahren. Da waren so viele Leute, wir haben ganz oben gefeiert und sind dann irgendwann in die Disco gegangen und haben bis in den frühen Morgen einfach nur gefeiert.

Nach deinem Wechsel nach Leverkusen und auch später mit Gladbach bist du immer sehr nett im Ostseestadion empfangen worden. Du gehörst bis heute zu den beliebtesten Hansa-Spielern aller Zeiten, wie glücklich macht dich das?

Ich bin schon stolz darauf. In Leverkusen und Gladbach, wo ich auch von den Fans als Lieblingsspieler gefeiert wurde, ist es ähnlich. Die Leute mögen mich auch heute noch sehr – na gut, in Gladbach lebe ich ja jetzt auch (lacht) – und freuen sich, wenn sie mich sehen. Wahrscheinlich liegt es daran, dass ich immer alles für den Verein gegeben habe, für den ich gespielt habe. Und das haben die Leute immer gemerkt, dass ich so bin. Und das ist es, was die Fans von einem Spieler sehen wollen. Und natürlich hat es mir sehr geholfen, dass ich direkt nach meinem Wechsel zu Hansa gleich recht viele Tore gemacht habe, da ist man sicher auch gleich ein bisschen schneller beliebt.

Am 26. Mai 2019 kommt es nun zur Neuauflage des Spiels, dieses Mal im Ostseestadion. Wie sehr freust du dich auf dieses Spiel?

Ich freu mich sehr drauf. Ich war in den letzten Jahren ein paar Mal in Rostock, zum Beispiel beim Spiel von „Paule gegen Marteria“ 2015 dabei. Da sind immer sehr schöne Erinnerungen für uns, aber vor allem auch für die Fans. Beim „Marteria-Spiel“ war das Ostseestadion brechend voll, das war eine richtig geile Atmosphäre. Ich hoffe, dass wir es auch dieses Mal hinbekommen. Und außerdem ist Rostock eine so schöne Stadt, wenn ich die Möglichkeit habe dort hinzufahren, dann mache ich das auch sehr gern. Ich war mit meiner Frau auch schon mal vier Tage in Warnemünde auf Kurzurlaub, es hat ihr sehr gut gefallen  und auch deshalb freuen wir uns auf das Spiel.

Mit wem hast du Kontakt von damals, redet ihr hin und wieder über das Spiel?
Guten Kontakt habe ich vor allem mit Martin Pieckenhagen, ich freu mich sehr für ihn, dass er neuer Sportdirektor bei Hansa ist. Auch mit Marko Rehmer habe ich regelmäßig Kontakt und mit Thomas Gansauge, der jetzt in Chicago lebt. Ich habe ihn im vergangenen Jahr besucht, weil wir mit Gladbach ein Trainingscamp gemacht haben. Und da habe ich mich sehr gefreut, Thomas zu sehen und mit ihm über alte Zeiten zu reden.

Auf wen freust du dich besonders, hast du einige Leute vielleicht lange oder seitdem gar nicht mehr gesehen?
Auf Victor Agali freue ich mich, wir haben schon telefoniert und uns über das Spiel unterhalten. Ich habe vor ein paar Tagen die Telefonnummer vor Igor Pamic bekommen und werde ihn anrufen, ich würde mich sehr freuen, wenn er kommt. Auch wenn er damals in der Winterpause gegangen ist, er gehört einfach zur Truppe dazu und muss dabei sein. Er ist jetzt Trainer in Montenegro und hat hoffentlich Zeit dabei zu sein.

Wie fit bist noch, traust du dir 90 Minuten noch zu oder wird „munter durchgewechselt“?
Mal gucken, das Tempo wird sicher nicht so hoch sein (lacht), ich denke ich kann noch ganz gut mithalten. Ich weiß ja auch nicht, wie viele Spieler da sein werden und überhaupt noch richtig mitspielen können. Aber wir bekommen die 90 Minuten schon rum, keine Angst.

Es werden auch eine Menge bekannter Namen aus Bochum dabei sein – die nehmen das Spiel auch ernst…
Ich glaube, auch wenn es ein Jubiläumsspiel ist und es ja eigentlich um nichts geht, dass Jeder gewinnen will. Jeder Spieler ist so ehrgeizig, dass er als Sieger vom Platz gehen will. Die Bochumer kommen sicher auch her im Spaß zu haben - aber die wollen auch unbedingt gewinnen, davon ist auszugehen.

Aber Ihr wollt doch auch dieses Mal gewinnen, oder?
Am liebsten wieder 3:2, das wäre nicht schlecht. Aber ich bin mir sicher, wir werden dieses Mal bestimmt mehr Tore sehen als damals (lacht).

Das hoffen wir auch – Danke für das Gespräch. Wir freuen uns auf den 26. Mai 2019!