29.07.2006 01:05 Uhr
Fußball-Zweitligist F.C. Hansa Rostock hat den ehemaligen Nationalspieler Christian Rahn verpflichtet. Der 27-Jährige, der bisher zu fünf Einsätzen in der Nationalmannschaft kam, ist der siebte Rostocker Neuzugang. Zuletzt spielte Rahn beim Bundesliga-Absteiger 1. FC Köln.
Sein erste großes Interview gab Christian Rahn nach seiner Verpflichtung am Freitag für Hansa-Online.
Herr Rahn, mit welchen Gedanken kamen Sie am 3. Juli nach Rostock?
Christian Rahn: Ich hatte mit Trainer Frank Pagelsdorf verabredet, dass ich mich hier an der Küste fit halten kann. Ich bezog im Internat von Hansa Quartier und habe in dieser Zeit hart gearbeitet, vom Laktatest bis zu jedem Testspiel. Irgendwann haben der Trainer und Manager Stefan Studer dann zu mir gesagt, wir würden gerne mit dir weiter arbeiten, aber ihnen seien finanzielle Rahmen gesetzt. Hansa hat sich in all der Zeit sehr um mich bemüht und sich sehr korrekt verhalten. Der Verein stand auch immer mit meinem Berater in Verbindung.
Aber es hieß auch immer, der TSV 1860 München wollte Sie gerne?
Christian Rahn: Ja. Tatsächlich standen wir auch in Kontakt, aber ein Vertrag kam nicht zustande. So habe ich hier bei Hansa weiter gearbeitet.
Wann kam es nun zum Vertrag?
Christian Rahn: Am Freitag!
Haben die Ausfälle der Verteidiger Dirk Jonelat und Michael Hartmann da vielleicht eine Rolle gespielt?
Christian Rahn: Das weiß ich nicht. Ich habe nie auf andere geschaut und schon gar nicht einem Mitspieler eine Verletzung gewünscht. Hansa hat sich um mich bemüht und ich habe Gefallen am Verein gefunden. Das dies nun zur Zusammenarbeit führt, darüber freue ich mich total.
Auf Ihrer letzten Station in Köln lief es alles andere als glücklich?
Christian Rahn: Tatsächlich, ich hatte in eineinhalb Jahren mit Huub Stevens, Uwe Rapolder und Hans-Peter Latour drei Trainer und habe zuletzt beim Absteiger in der Regionalliga gespielt. Das ist nicht das, was man sich im besten Fußballalter von 27 Jahren so wünscht. Ich hoffe deshalb in Rostock auf einen neuen Anfang und möchte zeigen, was ich wirklich kann.
Die Voraussetzungen sind ja wirklich ideal, weil Sie sich in den letzten Wochen schon integrieren konnten.
Christian Rahn: Tatsächlich, ich hatte immer engen Kontakt zu Trainer und Mannschaft. Es war so, als würde ich dazu gehören.
Was ist Ihr Ziel?
Christian Rahn: Ich möchte mit dieser jungen Truppe aufsteigen und meinen Anteil dazu einbringen.
Ist das nicht sehr hoch gegriffen?
Christian Rahn: Nein. Die Mannschaft hat mit Schober, Rydlewicz, Beinlich, Wagefeld oder Hartmann gestandene Spieler, mit Bülow, Yelen oder Schied hungrige junge Kerle. Da passe ich mit 27 Jahren doch gut rein. Ich schaue nicht zurück, ich denke positiv, ich will immer gewinnen und Erfolg haben. Ich bin froh, dass alles so gelaufen ist!
Mit wem haben Sie in der Vorbereitung ein Zimmer geteilt?
Christian Rahn: Mit Zafer Yelen. Ein netter Typ und ein guter Fußballer.
Wo ist jetzt eigentlich Ihr Lebensmittelpunkt?
Christian Rahn: Ich habe unsere Wohnung aufgelöst und wohne zur Zeit noch in Hamburg. Von dort werde ich nun aber mit meiner Frau Nicole und meiner Tochter Alicia (3) sofort nach Rostock ziehen. Schon nächste Woche werde ich mir Immobilien anschauen.
Was war Ihr schönstes Erlebnis als Profi?
Christian Rahn: Die Zeit als Nationalspieler.
Und die negativste Erfahrung?
Christian Rahn: Es in Köln nicht besser erlebt zu haben.
Woher rührt eigentlich Ihr gutes Verhältnis zu Trainer Frank Pagelsdorf, der Sie schließlich bei Hansa hat trainieren und spielen lassen?
Christian Rahn: Das ist ulkig: Der Trainer hat mich einst bei St. Pauli wohl in meiner besten Zeit gesehen und holte mich nach Hamburg zum HSV. Als ich dort ankam, war Pagelsdorf weg. Aber wir haben uns nie aus den Augen verloren, zuletzt dann voriges Jahr nach seinem Dubai-Intermezzo auf einem Stadtfest in Hamburg getroffen und uns nett unterhalten. Na und dann suchte ich einen Verein, um mich fit zu halten – und Frank Pagelsdorf hat mir bei Hansa die Möglichkeit dazu gegeben! Insofern sage ich ihm und dem Verein ein großes Dankeschön. Ich hoffe, ich kann dieses Vertrauen mit Leistung zurückzahlen!
Die Kurzbiografie des Christian Rahn
Christian Rahn wurde am 15. Juni 1979 in Hamburg geboren. Er ist 1,85 m groß und wiegt 80 kg. Er ist verheiratet und hat eine Tochter. In der Bundesliga machte er 89 Spiele und 11 Tore. In der 2. Liga bestritt er 61 Spiele und erzielte 2 Tore. In der Regionalliga machte er drei Spiele für Köln. 2002 wurde er Nationalspieler, bestritt am 9.5. 2002 sein erstes Spiel gegen Kuweit. Partien gegen Österreich, zweimal Island und letztmals gegen Belgien (2004) kamen dazu. In der U21 war er 13 Mal dabei.
Seine Karriere startete Rahn, der sowohl auf der linken Mittelfeldposition als auch als Außenverteidiger links in der Viererkette spielen kann, beim heimischen FC Altona 93 und wechselte noch als Jugendlicher 1994 zum FC St. Pauli. Dort durchlief er die Nachwuchsmannschaften, bis er am Ende der Saison 1996/97 in der Bundesliga zu seinen ersten beiden Kurzeinsätzen kam. Einen endgültigen Stammplatz in der Mannschaft, die mittlerweile in der 2. Bundesliga spielte, erkämpfte sich Rahn innerhalb der Saison 1999/2000. In der darauf folgenden Spielzeit 2000/01 gelang ihm mit dem St. Pauli der Aufstieg in die Bundesliga. Danach folgte eine Saison als Stammspieler in der Bundesliga, die jedoch in einem erneuten Abstieg endete. 2002 wechselte Christian dann zum Hamburger Lokalrivalen HSV. Nach einer langwierigen Knieverletzung konnte er sich aber nicht durchsetzen, obwohl der Linksfuß mittlerweile Nationalspieler geworden war (bisher absolvierte er 5 Länderspiele). In jener Zeit wurde Rahn unter Kurt Jara auch Liga-Pokalsieger mit dem HSV. In der Saison 2004/05 wurde Rahn von HSV-Trainer Thomas Doll aus der Stammelf genommen. Im Januar 2005 verließ er den HSV und ging zum 1. FC Köln in die 2. Bundesliga, mit dem ihm der Aufstieg in die Bundesliga gelang. Anders als in der Aufstiegssaison unter dem Holländer Hubb Stevens spielte Rahn in der inzwischen von Uwe Rapolder trainierten Mannschaft in der Defensivabteilung und hatte es sich zeitweise einen Stammplatz als linker Verteidiger erkämpft. Auch Hans-Peter Latour hatte als dritter Coach in Köln keine Verwendung für Christian, dessen Vertrag am Rhein im Sommer endete. Ein Vertragsgespräch mit dem Zweitligisten TSV 1860 München endete negativ.