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12.10.2009 10:01 Uhr

Oczipka: „Wir können mit breiter Brust auflaufen“

Fast könnte man meinen, Bastian Oczipka gehört schon zum Stamm-Inventar beim F.C. Hansa Rostock. Seit seinem Wechsel nach Rostock vor etwas mehr als einem Jahr ist er aus der Mannschaft kaum noch wegzudenken, er hat seitdem 36 von 37 Zweitliga-Spielen im Trikot mit der Kogge bestritten – so viele wie kein anderer Rostocker Spieler in diesem Zeitraum.

Bastian Oczipka war gerade einmal 19 Jahre alt und den A-Junioren von Bayer 04 Leverkusen entwachsen, als er nach zwei Länderspielen mit der deutschen U20-Nationalmannschaft Mitte September als Leihgabe nach Rostock kam. Und hier wurde er nicht nur einfach ins kalte Wasser geworfen, sondern bestritt sein Pflichtspiel-Debüt am 23. September 2008 gleich gegen einen Erstligisten. Recht erfolgreich dazu, denn durch den 2:1-Auswärtssieg nach Verlängerung bei Eintracht Frankfurt zogen die Hanseaten ins Pokal-Achtelfinale ein. Mit einer überzeugenden Leistung über 120 Minuten hatte der junge Linksverteidiger seine Vorgängern Christian Rahn und Heath Pearce – immerhin zwei A-Nationalspieler – von dieser Position verdrängt und sich in Windeseile den Stammplatz erkämpft.

Das sahen übrigens alle drei Cheftrainer der vergangenen Saison so, denn weder in den restlichen Spielen unter Frank Pagelsdorf, noch unter dessen Nachfolgern Dieter Eilts und Andreas Zachhuber versäumte Bastian Oczipka eine einzige Spielminute. Das gelang außer ihm nur noch Torhüter Jörg Hahnel. Doch während der Keeper in dieser Saison nun mit der Ersatzbank vorlieb nehmen muss, gehört der Mann mit der Rückennummer 18 weiterhin zum Stammpersonal der Hanseaten.
Nur einmal – beim Heimauftakt gegen 1860 München – musste sich Bastian Oczipka mit der inzwischen ungewohnten Rolle des Zuschauers begnügen. Trainer Andreas Zachhuber hatte Neuzugang Bradley Carnell den Vorzug gegeben, einem weiteren A-Nationalspieler, der Ansprüche auf die linke Position in der Viererkette anmeldete.

Doch Oczipka wusste auch, dass es nicht nur der Name des Südafrikaners war, der ihm kurzzeitig die Ersatzbank bescherte: „Ich hatte in Osnabrück und Bielefeld nicht sonderlich gut gespielt. Aber das kann schon mal vorkommen. Wenn man noch so jung ist wie ich, gibt es eben noch Leistungsschwankungen. Immerhin bin ich der gleiche Jahrgang wie zum Beispiel Tobias Jänicke. Das wird oft vergessen, nur weil ich eben nicht direkt aus dem Hansa-Nachwuchs gekommen bin“, erklärt der inzwischen 20-jährige Rheinländer.

Als sich Bradley Carnell eine Woche später im Auswärtsspiel beim 1.FC Union Berlin verletzte, wurde Bastian Oczipka für ihn eingewechselt und hat danach alle weiteren Punktspiele wieder über die volle Distanz absolviert. Man darf gespannt sein, wie das Duell Youngster gegen Routinier weiter geht, wobei der zwölf Jahre jüngere Basti auch noch eine Alternative parat hat: „Bradley kann ja auch ins linke Mittelfeld rücken, da spielt er ebenfalls sehr gerne.“

Die Abwehrposition würde Bastian Oczipka am liebsten weiter für sich reserviert sehen und hat aktuell gute Argumente: „Wir haben hinten zuletzt zweimal zu Null gespielt und damit unter Beweis gestellt, dass wir uns in der Defensive deutlich steigern konnten.“

Trotz des Aufwärtstrends ist Bastian Oczipka froh, dass die 2. Bundesliga aktuell pausiert. Immerhin erhält der Verteidiger damit die Gelegenheit zu einem mehrtägigen Besuch in der Heimat, wo auch Freundin Nadine noch lebt. „Sie wäre gern zu mir nach Rostock gezogen und hätte ihre gerade begonnen Ausbildung auch hier machen können. Das Problem ist nur, dass diese über drei Jahre geht und ich noch nicht weiß, ob ich so lange in Rostock bin“, erklärt der Leverkusener, der bei Bayer 04 einen langfristigen Vertrag bis 2012 besitzt und nur noch bis zum kommenden Sommer ausgeliehen ist.

„Hansa will mich unbedingt behalten. Bayer Leverkusen will sich aber erst im Frühjahr entscheiden, ob man mich vielleicht doch zurückhaben will“, sagt Bastian Oczipka, der seine persönliche Wahl schon getroffen zu haben scheint: „Natürlich schaue ich immer noch nach Leverkusen, denn dort habe ich immerhin seit der E-Jugend gespielt. Und ich freue mich, dass die Mannschaft derzeit Spitzenreiter der Bundesliga ist. Doch meine Chancen auf einem Stammplatz dort schätze ich eher als gering ein. An einem Castro werde ich sicherlich nicht so schnell vorbeikommen. Und wenn Bayer dann vielleicht noch in die Champions-League einzieht, ist genug Geld da, um die Mannschaft weiter zu verstärken.“

In Rostock fühlt er sich inzwischen pudelwohl: „Ich bin hier schon richtig heimisch geworden, fast schon ein richtiger Rostocker“, gesteht Bastian Oczipka und sieht beim F.C. Hansa zudem die bessere sportliche Perspektive. Obwohl er weiß, dass ihm auch hier künftig nichts geschenkt werden wird. Deshalb hat er seine Entscheidung auch nicht bereut, schweren Herzens auf die Teilnahme an der aktuellen U20-WM in Ägypten zu verzichten. „Ich wusste, dass Hansa mich nur sehr ungern abstellen wollte. Und da ich mich hier im Club unbedingt durchsetzen will, habe ich dann zugestimmt und bin geblieben. Auch wenn ich nun am Sonnabend mit einem lachenden und einem weinende Auge vor dem Fernseher sitzen werde, wenn die deutsche U20 im Viertelfinale steht. Und dort immerhin gegen Brasilien spielt, wo die ganzen Jungstars dabei sind.“

Natürlich drückt er die Daumen und hofft, die deutsche Mannschaft am kommenden Dienstag auch im Halbfinale sehen zu können. Dann wird Bastian Oczipka wieder zurück in Rostock sein und sich mit dem F.C. Hansa Rostock auf das Heimspiel gegen den SC Paderborn vorbereiten, das am kommenden Sonnabend um 13.00 Uhr in der DKB-Arena stattfindet. Im Hinblick auf diese Partie versprüht der 20-jährige Verteidiger Optimismus: „Nach den vergangenen beiden Siegen können wir mit breiter Brust auflaufen und wollen unbedingt die nächsten drei Punkte einfahren. Gerade zu Hause müssen wir wieder eine Macht werden. Die Gegner sollen Angst haben, wenn sie nach Rostock kommen.“