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06.04.2023 10:45 Uhr

Ostsee-Duell Nummer 13 – das ist Holstein Kiel

Obwohl die beiden Ostseestädte Rostock und Kiel gerade einmal 132 Kilometer Luftlinie trennen – und damit für Hansa im Hinspiel die kürzeste Auswärtsstrecke der Saison bedeutete – ist die fußballerische Geschichte des F.C. Hansa und Holstein Kiel nicht besonders ausgeprägt. Denn es dauerte sehr lange, bis beide Vereine erstmals in einem Pflichtspielen aufeinandertrafen. Vor der Wende gab es aus bekannten Gründen keine Gelegenheit und nach 1989 waren die Clubs in unterschiedlichen Ligen aktiv – und Hansa dabei durchgängig höherklassiger als der KSV Holstein unterwegs. Das Premieren-Duell gab es somit erst 2008, in der ersten Runde des DFB-Pokals siegten die Rostocker 2:0 in Kiel.

Im Ligabetrieb kam es sogar erst in der Saison 203/14 zum ersten Aufeinandertreffen in Liga drei, gleich in vier Spielzeiten in Folge trafen beide Teams dann aber direkt aufeinander. Die Hansa-Bilanz liest sich dabei sehr bescheiden: Nur ein Sieg bei vier Niederlagen und drei Unentschieden sowie magere 5:14 Toren stehen zu Buche. Besser lief es dagegen in den bisher drei Zweitliga-Partien, in denen die Kogge ungeschlagen ist. In der vergangenen Spielzeit gab es zwei Siege (3:2/H und 2:0/A), im Hinspiel in Kiel rettete Lukas Hinterseer mit seinem späten 1:1 (88.) zumindest einen Punkt. Die Gesamtbilanz der zwölf Aufeinandertreffen ist daher ausgeglichen: Je viermal siegten Hansa und Kiel, vier Partien endeten Remis.

F.C. Hansa Rostock

Mit dem bisherigen Saisonverlauf wird man an der Förde nicht ganz unzufrieden sein. Denn obwohl bisher nur zwei Erfolge im Jahr 2023 erzielt wurden, rangieren die Kieler mit 34 Zählern auf Platz 10 der Tabelle – das Team steht somit im gesicherten Mittelfeld und wird mit den Entscheidungen in Sachen Auf- und Abstieg in dieser Saison wohl nichts zu tun haben. Wesentlich aufregender verlief die Spielzeit 2020/21, als die Kieler "Störche" (der Spitzname bezieht sich auf die roten Stutzen) auf Rang drei landeten und in der Relegation, nach einem 1:0-Hinspielerfolg beim 1.FC Köln, mal ganz kurz an der ersten Bundesliga schnuppern durften. Drei Tage später mussten aber alle Hoffnungen auf den Aufstieg durch ein klares 1:5 auf heimischem Platz begraben werden. Bereits 2017 war es ihnen, ebenfalls in der Relegation, gegen den VfL Wolfsburg (1:3 und 0:1) nicht gelungen erstmals in die Bundesliga aufzusteigen.

Der größte sportliche Erfolg der Vereinsgeschichte liegt unterdessen deutlich mehr als 100 Jahre zurück. Denn im Jahr 1912 sicherte sich der damalige „FC Holstein Kiel von 1902“ tatsächlich den deutschen Meistertitel im Fußball. Erst fünf Jahre später, im Juni 1917, erfolgte - durch die Fusion mit dem "1. Kieler FV von 1900" - die Umbenennung in „KSV Holstein Kiel von 1900“. Neben dem Titelgewinn 1912 sowie zwei Vize-Meisterschaften 1910 und 1930 und den beiden knapp verpassten Aufstiegen 2017 und 2021, sorgten die Kieler 2020/21 für Aufsehen im DFB-Pokal. Bis ins Halbfinale (0:5 beim späteren Sieger Borussia Dortmund) stießen die Schleswig-Holsteiner damals vor und schalteten in der zweiten Runde den großen FC Bayern München mit 6:5 im Elfmeterschießen aus.

Ansonsten sind die sportlichen Höhepunkte des Vereinslebens eher rar gesät. Was auch nicht wirklich verwunderlich ist, standen die Fußballer von Holstein doch über Jahrzehnte im Schatten des großen THW Kiel. Die Handballer sorgten und sorgen nicht nur deutschlandweit sondern auch international für Aufsehen und holen in schöner Regelmäßigkeit große Titel in die Landeshauptstadt von Schleswig-Holstein. Erst in den vergangenen knapp 15 Jahren hat der Stellwert des Fußballs - Dank der sportlichen und wirtschaftlichen Konstanz von Holstein Kiel – wieder zugenommen. Gut möglich, dass in der kommenden Jahren tatsächlich der Aufstieg gelingt und damit erstmals eine Mannschaft aus Schleswig-Holstein in Deutschlands höchster Spielklasse auftaucht.

Zurück zum nächsten Heimspiel: Aufpassen muss die Hansa-Defensive in diesem Ostsee-Derby vor allem auf zwei Spieler, denn Steven Skrzybski (12) und Fabian Reese (7) haben zusammen bisher 19-mal getroffen und damit fast so viele Tore wie die gesamte Hansa-Mannschaft (21) erzielt. Bei den Hansafans dürften vor allem aber zwei andere Spieler aus dem aktuellen Kieler Kader Erinnerungen wecken. Routinier Fin Bartels (36) – der im Sommer seine Karriere beenden wird – absolvierte zwischen 2007 und 2010 insgesamt 83 Erst- und Zweitligaspiele und DFB-Pokalpartien für Hansa und erzielte dabei 14 Tore. In der vergangenen Rückrunde war Timo Becker vom FC Schalke 04 ausgeliehen und lief 14-mal für Hansa auf. Der gebürtige Rostocker Philipp Sander verbrachte zwar die längste Zeit bei Hansa, hat aber kein Pflichtspiel für die Profis absolviert – denn er war von 2008 bis 2015 insgesamt sieben Jahren in der Nachwuchsakademie aktiv und durchlief bis dahin alle Jugendmannschaften des F.C Hansa. Auf Rostocker Seite gibt es aktuell keinen Spieler mit einer Kieler Vergangenheit.