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23.05.2007 06:10 Uhr

Pagelsdorf „Wahnsinnig stolz auf diese Mannschaft“

Einige Tage nach dem Aufstieg spricht Trainer Frank Pagelsdorf im Interview über seine Gefühle beim letzten Spiel, seine Zukunft bei Hansa und Urlaubspläne mit seinen Kindern.

 

OSTSEE-ZEITUNG: Herr Pagelsdorf, herzlichen Glückwunsch zur Rückkehr in die 1. Bundesliga! Haben Sie sich von den Feierlichkeiten schon erholt?
Pagelsdorf: Sagen wir mal: Ich bin noch dabei. Ich war Sonntagnacht um zwei zu Hause, habe mir dann im Fernsehen nochmal unser komplettes Spiel gegen Unterhaching angesehen. Um halb fünf war ich im Bett.

 

OZ: Was war aufreibender, die 90 Minuten gegen Unterhaching oder das, was danach kam?

Pagelsdorf: Die letzten 20 Minuten des Spiels waren schon extrem. Als ich erfahren habe, dass Duisburg und Freiburg 2:0 führen, habe ich mir schon so meine Gedanken gemacht, da ist bei mir gedanklich die ganze Saison nochmal wie im Zeitraffer abgelaufen. Mit dem Tor von Christian Rahn (zum 3:1/ d. Red.) ist dann die ganze Freude aus einem herausgebrochen. Nach dem Spiel war ich total leer, körperlich und geistig völlig kaputt. Mir kam es vor, als hätte ich selber mitgespielt.

 

OZ: Werden Sie nach der nervenaufreibenden Saison ein bisschen ausspannen können?

Pagelsdorf: Das wird schwierig, denn es beginnt die Zeit, in der wichtige Entscheidungen getroffen werden. Wenn alles erledigt ist, fahre ich mit meinen Kindern eine Woche in die Türkei.

 

OZ: Wie haben Sie die Stimmung empfunden?

Pagelsdorf: Das war gigantisch, überwältigend. Schon als wir ins Stadion kamen, war alles Blau und Weiß. Und was nach dem Spiel abging, ist nicht zu übertreffen.

 

OZ: Was bedeutet Ihnen persönlich die Rückkehr in die Eliteklasse – nach sechs Jahren Abstinenz?

Pagelsdorf: Natürlich ist es das Ziel jedes Trainers, in der 1. Bundesliga zu arbeiten. Aber es ist auch wichtig, dass man seine Konzeption umsetzen kann – und das muss nicht bei einem Erstligisten sein. Ein gutes Beispiel dafür ist Ralf Rangnick, der in Hoffenheim mit großen Möglichkeiten und sehr viel Geld etwas aufbauen kann. Vor allem freue ich mich für die Mannschaft. Ich bin wahnsinnig stolz auf sie.

 

OZ: Hat die Aufstiegsmannschaft von 2007 soviel Potenzial wie das Team von 1995, das den Grundstein zur bislang erfolgreichsten Hansa-Ära gelegt hat?

Pagelsdorf: Das kann man nur ganz schwer vergleichen. Schließlich hat sich auch die Bundesliga seitdem stark verändert. Heute wollen 15 Vereine in den UEFA-Cup.

 

OZ: Wird Hansa sich nochmal auf Dauer im Oberhaus behaupten können, oder droht das Schicksal eines Fahrstuhl-Klubs?

Pagelsdorf: Ich hoffe nicht. Das wäre das Schlechteste, was passieren könnte. Aber es wird einen enormen Kraftaufwand bedeuten, um die Klasse zu halten.

 

OZ: Wie wollen Sie das angesichts der limitierten Mittel stemmen?

Pagelsdorf: Meine Vision ist, dass der Verein eine Nische findet, in der er sportlich überleben kann. Unser Ziel muss es sein, der beste Ausbildungsverein in Deutschland zu werden. Damit die Talente zu Hansa Rostock kommen, weil sie hier die Chance haben, sich zu entwickeln.

 

OZ: Trotz des Aufstiegs gibt es Spekulationen, Sie könnten am Saisonende ihr Traineramt in Rostock aufgeben...

Pagelsdorf (lächelt): Normalerweise müsste man das wirklich überlegen, denn das, was wir jetzt erreicht haben, ist kaum noch zu toppen. Wenn wir in der nächsten Saison drei, vier Spiele hintereinander verlieren, erinnert sich doch kein Mensch mehr daran, was die Mannschaft in dieser Spielzeit geleistet hat. Ich traue diesem Team aber noch viel zu und habe bekanntermaßen bis 2009 Vertrag.

 

OZ: Wird Hansa in absehbarer Zeit wieder einen A-Nationalspieler haben?

Pagelsdorf: Ich denke, dass Marc Stein das Potenzial dazu hat. Wie unbekümmert er die linke Seite rauf- und runterrennt, ist schon beeindruckend – wenn man bedenkt, dass er vor kurzem noch in der Oberliga gespielt hat.

 

OZ: Schober ziehts zu Schalke, Gledson nach Stuttgart. Ärgern Sie sich, dass sie Hansa fehlen werden, oder freuen Sie sich für beide?

Pagelsdorf: Es ist schade, dass Gledson geht und der Verein nicht davon profitiert, aber für ihn ist es eine große Chance. Auch für die Entscheidung von Mathias habe ich volles Verständnis.

 

OZ: Worauf freuen Sie sich in der 1. Liga am meisten?

Pagelsdorf: Auf die Stadien. Für jeden Sieg haben wir in der Kabine das Poster einer Erstliga-Arena an die Wand geklebt. Das war für alle eine zusätzliche Motivation.

 

Quelle: Ostseezweitung, 22.05.2007, Interview: SÖNKE FRÖBE und CHRISTIAN LÜSCH