Perlende Verlockung mit Locken - alles Gute Dieter Schneider

Heute (20. Oktober 2024) feiert Dieter "Schnarz“ Schneider Geburtstag. Unser einstiger Kult-Keeper wird 75. Herzlichen Glückwunsch!

Im Frühjahr 1986 glaubte Wolfgang "Poldi" Hartwig an eine Erscheinung. Der Sportchef der Berliner Zeitung sah Dieter Schneider leibhaftig vor sich. Dabei war der doch ein halbes Jahr zuvor vom aktiven Sport verabschiedet worden. "Was willst du denn hier?", fragte Hartwig entgeistert. "Mal gucken", log Schneider. Tatsächlich hatte das hanseatische Torwart-Malheur (Verletzungen) den Routinier von der Couch auf den Rasen gezerrt. Ausstaffiert zunächst mit nichts, wie ein Rekrut vor der Einberufung. Aber willens, nochmal alles zu geben.

Daran haperte es nun wirklich nicht bei dem Mann, der 1954 mit Vater Rudolf (Rudi) und dessen Lauterer Fußballmannschaft, zwangsdelegiert durch den jungen Rostocker Parteifürsten Harry Tisch, an die Ostsee kam. "Schnarz" – ein Wort aus dem Erzgebirgischen, das, aus den Hanglagen der Mundart geebnet, auf Hochdeutsch Schneider bedeutet, hatte seinen Spitznamen weg und das Torwarttalent in Erbpacht. 393 Pflichtspiele für Hansa unter neun Trainern. Oberligadebüt am 23. Oktober 1968 in Magdeburg (1:1) mit gerade 19 Jahren. Erster Auswahleinsatz ein Dreivierteljahr später beim 7:0 gegen Ägypten. In Rostock natürlich. Nur drei Länderspiele, bei Olympia (Bronzemedaille) in München 1972 auf der Reservebank – aber auch er pushte den Zwickauer Torhüter Jürgen Croy zur Weltklasse. Ergo war "Schnarz" internationale Klasse!

Ein Unikum und Zocker. Bei den Busfahrten zu den Punktspielen quer durch die Republik ließ Schneider mit den Kameraden die Karten fliegen und sackte berüchtigt-regelmäßig die Gewinne ein. Eine Wette mit seinen Mitspielern 1980 war für ihn eine perlende Verlockung: Jeder Kamerad stellte eine Flasche Sekt in Aussicht, falls Dieter zum letzten Spiel der Saison frisch frisiert aufträte. Vor dem fassungslosen Trainer Harry Nippert erschien "Schnarz" in Lockenpracht. Nippert wollte Schneider nicht spielen lassen und die Mannschaft ohne ihren Torwart nicht spielen wollen. Alle für einen: Hansa spielte.