02.01.2006 16:41 Uhr
Die Trainer des F.C. Hansa sind scheinbar gefragt wie nie: Eben unterschrieb Andreas Zachhuber als Co-Trainer beim Bundesligisten MSV Duisburg, kurz darauf berief der DFB Frank Engel zum U18-Trainer, nun holte Weltmeister Klaus Augenthaler den Holländer Robert Roelofsen (35) als seinen ersten Co-Trainer zum VfL Wolfsburg. Am 2. Januar verabschiedete sich der bisherige B-Jugend-Coach, einen Tag später trat er sein Amt in der VW-Stadt an. Der F.C. Hansa gab Roelofsen frei, wollte ihm die einmalige Chance, nach eineinhalb Jahren Hansa in der Bundesliga als Fußball-Lehrer zu arbeiten, nicht verbauen.
Hansa-Online sprach mit Robert Roelofsen über Vergangengeit und Gegenwart.
Herr Roelofsen, mit welchem Gefühl gehen Sie aus Rostock?
Roelofsen: Mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Herr Augenthaler hat mir eine einmalige Gelegenheit geboten in den Profi-Fußball zu kommen. Aber ich hinterlasse bei Hansa im Nachwuchs auch ein wenig Herzblut. Ehrlich. Ich danke Hansa, dass ich hier arbeiten durfte, einen tollen Job hatte. Und das wir uns so getrennt haben, dass sich beide Seiten in die Augen schauen können. Kollegen wie Bernd Ziemer, Thomas Finck und Harry Krause bin ich dabei zu besonderem Dank verpflichtet. Es war eine schöne Zeit hier.
Wie sind ausgerechnet Sie zu diesem tollen Angebot gekommen?
Roelofsen: Ich habe unter Augenthaler schon in meiner Zeit in Nürnberg gearbeitet. Plötzlich bekam ich im Skiurlaub in Frankreich den Anruf, nach Wolfsburg zu gehen und ich habe keine eineinhalb Sekunden gebraucht Ja zu sagen, wenn mich Hansa gehen lässt.
Ihr Frau Diane ist mit den Niederlanden Fünfter der Handball-WM geworden und spielt mit den Dolphins in Rostock Bundesliga. Geht Sie jetzt in die 3. Liga nach Wolfsburg?
Roelofsen: Sie hat 212 Länderspiele und als Leistungsträger in der Bundesliga ist das vielleicht ein zu geringer Anspruch. Erst einmal hat sie ja noch Vertrag bis zum Sommer, und vielleicht steigt Wolfsburg als Spitzenreiter der Regionall-Liga in die 2. Bundesliga auf…
Zurück zu Hansa. Sie haben im Sommer die B-Jugend als Vizemeister von Thomas Finck kurzfristig übernommen. Ihre Halbjahresbilanz?
Roelofsen: Ich hinterlasse ein aufgeräumtes Haus. Ich hatte hier eine große Chance, erstmals eigenverantwortlich als Cheftrainer zu arbeiten. Nach anfänglichen hektischen Tagen haben wir zur Normalität gefunden.
Wie sah die aus?
Roelofsen: Als Deutscher Vizemeister steht die Mannschaft hinter Meister Hertha BSC mit nur einem Punkt Rückstand in der Regionalliga auf Platz 2. Wir haben fünf Punkte vor Energie Cottbus und würden so abermals um die deutsche Meisterschaft spielen, wäre jetzt Saisonende. Der Abstand zu den anderen Mannschaften beträgt trotz eines großen Umbruchs 13 Punkte. Das hätte ich zu Saisonbeginn nicht geglaubt. Immerhin haben wir nur gegen Hertha 1:4 zu Hause verloren und einmal in Magdeburg 0:0 gespielt. Aber da hatten wir 50 Chancen vergeben…
Also alles Sonnenschein?
Roelofsen: Nein, mein Anspruch liegt höher. Mal abgesehen von unserem überragenden dritten Platz beim Int. Turnier in Italien muss bei uns die Defensive besser stehen. Das Problem in dieser Liga: Außer Hertha mauern alle gegen uns. Da ist es schwer ein Spiel zu machen. In Italien konnten wir mitspielen und das sah dann immer besser aus.
Was trauen Sie der Mannschaft in der Rückrunde zu?
Roelofsen: Ich hoffe, mein Nachfolger schafft die Qualifikation zur Deutschen Meisterschaft. Ich werde aber auch die individuelle Entwicklung der Spieler genau verfolgen. Toni Kroos und Stefan Person sind jetzt schon Stammspieler der Jugend-Nationalmannschaft. Stefan Gusche und Max Rausch wurden mehrmals hinter einander zum DFB eingeladen, auch Jungs wie Kirsch, Drecoll und Wieprecht bekamen Sichtungschancen. Ich hoffe, wir werden von diesen Jungs über die Hansestadt Rostock noch viel hören. Es ist wirklich ein guter, für Hansa wichtiger Jahrgang.
Was gefiel Ihnen in Rostock am besten?
Roelofsen: Hansa ist eine herzliche Familie. Herr Augenthaler hat mir gerade jetzt gesagt, dass dies nicht in allen Bundesligavereinen so üblich ist. Insofern lag es mir auch am Herzen, fair auseinander zu gehen. Und zwar so, dass man sich auch ein zweites Mal treffen könnte.