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08.08.2017 08:00 Uhr

RÜCKPASS: HANSA-GESCHICHTE(n): Duz-Bruder mit der linken Klebe

Heute feiert Wolfgang Wolter runden Geburtstag. Er wird 60. Sieht zwar nicht so aus, denn er ist noch knackig und frisch. Und sonst so? Das hört man schon die Hansa-Fans rätseln. Hier kommt die Auflösung.

Den Pfiffikus, der Anfang der 1970er Jahre in Neubrandenburg die Bälle mit links über die Wiesen lancierte, womöglich final zum Torerfolg, hatten die Hansa-Spione längst auf dem Schirm. 1972 kam „Wolle“ nach Rostock an die Kinder-und Jugendsportschule (KJS). Gemeinsam in einer Klasse mit den späteren Hansa-Recken Spandolf und Jarohs. Die KJS-Zeit sei die schönste gewesen, sagt Wolter heute noch. Im Grunde genommen auch das ideale Sprungbrett für verheißungsvolle Karrieren in Klub und Auswahl.

Wolters Einsätze in der ersten Männermannschaft? Exakt drei! „Denn ich war unbequem, eckte immer an“, erinnert sich Wolter. Solche Individuen, mit einem leicht anarchischen Touch versehen, waren dem sozialistischen Leistungssport immer suspekt. Folglich auch dem F.C. Hansa, der Wolters Rauswurf phrasenhaft umschrieb: Schlechte Trainingseinstellung. Wem Derartiges widerfuhr, der sah sich alsbald im schlichten Gewirk der Nationalen Volksarmee. Die DDR-Oberliga kannte diesbezüglich unzählige Schicksale. „Wolle“ also bei Vorwärts Neubrandenburg Ende der 1970er Jahre. Ein gut situierter Liga-Verein mit Ambitionen, die Wolter gemeinsam mit dem Erfurter Jörg Hornik noch beflügelte. Als bornierte Funktionäre festlegten nur dem FC Vorwärts Frankfurt/Oder eine Legitimation für die DDR-Oberliga zu erteilen, da war abrupt allen anderen Vorwärts-Vereinen sportlich das Wasser abgegraben. Wolter wechselte zu Schifffahrt/Hafen Rostock.

Ingenieurökonom, A-Lizenztrainer der B-Jugend von Werder Bremen, Geschäftsführer der Küchenbranche – weite Felder, die „Wolle“ erfolgreich beackerte. Ein Macher! Ein Menschenfänger im positiven Sinne zudem. Duz-Bruder mit der linken Klebe auf dem Rasen oder in der Halle. Nach wie vor entzündet sich am Fußball seine Leidenschaft. Prompt organisierte „Wolle“ anlässlich seines Geburtstages ein Kleinfeldturnier mit alten Strategen (und die Hansa-Kämpen Scharon, Gensich, Patzenhauer oder Hanke sind mit dabei!). Am kommenden Sonnabend (12. August) um 13 Uhr auf dem Sportplatz in Lambrechtshagen startet die große Party! Mit Ball, versteht sich.