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18.02.2020 10:24 Uhr

RÜCKPASS: HANSA-GESCHICHTE(n): Ein Anführer der jungen Wilden

Spalier für einen Großen? Unbedingt! Heute wird Werner Drews 80. Die Linksaußen-Ikone prägte als einer der Protagonisten die turbulenten 1960er-Jahre unseres Vereins.

Im Prinzip illustrierte schon das FDGB-Pokalendspiel 1960 die wilde Dekade des Rostocker Fußballs: Kurz vor dem Ziel bog die Kogge immer mal wieder ab. Am 7.Oktober 1960 in Magdeburg gegen Motor Jena hatte der 20-jährige Drews volley seine Mannschaft in Führung geschossen. Als der andere Jüngling, Herbert Pankau (gerade 19), das 2:0 für Empor schoss, schien alles gelaufen zu sein. Doch der unberechenbarste DDR-Stürmer seinerzeit hieß Peter Ducke. Und der spielte für Jena, zerrte seine Truppe mit zwei Toren in die Verlängerung, die Horst Kirsch mit Tor-Kirsche für die Thüringer veredelte: 3:2. Empor auf Tauchstation.

Doch wer Augen hatte um zu sehen, dem entging nicht der Generationenwandel bei den Rostockern. Noch hielten die „Lauterer“ Könige Bialas und Zapf das Zepter, die Prinzen scharrten schon mit den Füßen. Der Trainer Walter Fritzsch („Der kleine General“) hatte die Namen von Heinsch, Bartels, Kleiminger und eben Drews längst in seinen berühmten Kladden. Bei Werner Drews kam das ohnehin nicht von ungefähr, denn der junge Mann war als 17-Jähriger von Motor Rostock delegiert worden und reüssierte bereits in Nachwuchsauswahlmannschaften. Nun ließ ihn Fritzsch von der Leine: Erstes Punktspiel gegen Turbine Erfurt im März 1959, erstes Tor ein halbes Jahr später gegen Lok Stendal. Drews, sofort Stammspieler, stürmte ins Radar der Nationalmannschaft. Deren Trainer Karoly Soos setzte ihn im Oktober 1961 in Breslau gegen Polen (1:3) ein. Diesem Auswahleinsatz folgte nur noch im Dezember 1962 die Partie in Bamako gegen Mali (3:2). Drews Dilemma? Um seine Position konkurrierten auch Roland Ducke und Eberhard („Matz“) Vogel – wahrlich klangvolle Namen im DDR-Fußball.

Werner Drews und Empor/Hansa in den 1960er-Jahren. Der Sturm und Drang des Linksaußen korrespondierte sehr wohl mit den verwegenen Angriffszügen der Mannschaft. 268 Punktspiele (Platz 8 in der ewigen Bestenliste unseres Vereins) und 58 Tore (Platz 6) in elf Jahren. Vier Vizemeisterschaften. Schließlich war Drews auch mit vier Toren in sechs Europacup-Spielen Wegbegleiter eines furiosen internationalen Auftritts der Hanseaten in den Jahren 1968 und 1969.

Der über die Eckfahnen hinaus denkende Drews (Ingenieurstudium mit Diplom während seiner aktiven Zeit) fungierte nach seiner Laufbahn weiter im Sport als Trainer und Lehrer, war aktiv im Ältestenrat unseres Vereins.  Am Sonnabend stehen die Hansa-Fans vor unserem Jubilar Spalier. Er hat es sich verdient!