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21.11.2020 08:59 Uhr

RÜCKPASS: HANSA-GESCHICHTE(n): König Arthur und das Acht-Meter-Mysterium

Der „Vater“ aller Rostocker Fußballtorjäger, Arthur Bialas, wäre heute 90 geworden. Die Zwangs-Rekrutierung der Spieler von Empor Lauter Mitte der 1950er- Jahre nach Rostock war höchst umstritten. Aber auch erfolgreich? Bialas kam aus Altenburg in den Norden. Auf einen wie ihn hatte man beim neuen SC Empor Rostock gewartet!

Fußball-Kritiker hatten es auch vor 60 Jahren nicht leicht, ihre Vorbehalte argumentativ zu bekränzen. So mutmaßten seinerzeit vermeintliche Experten, also nach der Loriot-Diktion „Fachleute mit Fachverstand“, dass Empor Rostocks Goalgetter Arthur Bialas nicht weiter als acht Meter schießen könne. Der Strafraumstürmer als Stehgeiger quasi. Die Statistiken meldeten an dieser steilen These gewichtige Zweifel an!

Der im Oberschlesischen geborene Bialas spielte in seiner Heimatstadt Ratibor, wechselte nach Seelow und krönte sich schließlich in der Saison 1953/54 in der DDR-Liga für die Skat-Stadt Altenburg zum König: 17 Tore in 24 Spielen für Motor. Als er dann mit dieser Expertise und Bruder Franz nach Rostock wechselte war es wie die Ruhe vor dem Sturm (2 Tore in 18 Spielen). In einer Übergangsrunde mit lediglich 13 Spielen traf Bialas gleich neunmal. Der Mann wusste also wo der Strafraum war, aber durch das Dickicht gegnerischer Abwehrbeine musste er sich wohl schlagen. Erst mühselig, dann stetig. In der Spielzeit 1960 gelangen ihm 21 Treffer, eine Runde später wurde er mit 23 Treffern Torschützenkönig der DDR-Oberliga. Dass er dieserart im Blickwinkel der Auswahltrainer auftauchte war klar. Doch Bialas haftete dieses Klischee an, seine Präsenz im und am Strafraum auf die Breite eines Tapeziertisches zu begrenzen. Folge? Nur ein Länderspiel (1961 in Ungarn; 0:2). Das liest sich wie verhunzte Karriere. Völlig falsch! 92 Tore in 167 Spielen für die Hanseaten – eine beeindruckende Bilanz des Mannes, der seine Laufbahn in Eisenhüttenstadt austrudeln ließ.

Vor acht Jahren starb Arthur Bialas, für dessen Verdienste bei Empor Rostock noch zwei Aspekte sprachen: Bei der von der Zeitung Junge Welt organisierten Umfrage nach der Wahl zum „Sportler des Jahres 1961“ wurde Bialas Zweiter. Und in seiner Torliste sind drei Strafstöße archiviert. Alle verwandelt – aus elf Metern!