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07.08.2018 17:41 Uhr

RÜCKPASS: HANSA-GESCHICHTE(n): Torjägers Traum-Intermezzo

Es gibt Spieler, die in ihrem ganzen Fußballerleben keine bleibenden Eindrücke hinterlassen haben und es gibt einen Martin Max, der sich beim F.C. Hansa in nur einer Saison einen Legendenstatus erarbeitet hat. Heute wird der einstige Torjäger 50. Herzlichen Glückwunsch!

Vermittelt ist nicht, ob am 22. Mai 2004 die Münchner „Löwen“ vom TSV 1860 München Trauer trugen. Wut auf jeden Fall, denn der Abstieg des Vereins aus der Bundesliga kündigte sich bereits vor dem Saisonstart an: Die Oberlöwen Karl-Heinz Wildmoser und Sohn schmissen die alten Haudegen raus und verklärten sich an der Jugend. Martin Max, der für die Münchner zweimal Torschützenkönig der Bundesliga (2000 und 2002) wurde, schob man ungalant aufs Altenteil. So fügte es sich, dass ein 35-Jähriger mit 363 Einsätzen und 106 Toren in der Bundesliga ablösefrei bei Hansa anheuerte.

Die Zweifler hockten bereits in Startposition: Für Max sprach die Erfahrung, gegen ihn das Alter. Ging da überhaupt noch was? Aber ja! Und wie! Bereits am 2. Spieltag der Saison 2003/2004 schoss Max sein erstes Tor beim 2:2 in Freiburg um schon eine Partie weiter gegen Frankfurt eine One-Man-Show abzuliefern, in der er drei Tore zum 3:0 erzielte. Die Liga hatte ihren Gesprächsstoff und die Kontrahenten einen Gegner, mit dem sie gar nicht mehr rechneten. 35 Jahre – na und? Zwei Treffer zum 3:3 in Hannover. Aber wie das so war: Wenn die Kogge dümpelte dann mit der gesamten Crew. Und wenn sie segelte, dann hingen alle an den Schoten. 4:0 gegen Kaiserslautern mit Max als finalem Torschützen. Gegen die Dortmunder Borussia, die mit Metzelder, Wörns, Reuter, Ricken und Rosicky auf hohen Beinen wackelte, schob der listige Max gleich zweimal den Ball an Torwart Weidenfeller vorbei. Zum Siegtor drei Minuten vor Schluss. Veitstanz der Fans inklusive. Das war am 14. Spieltag, Ende November. Ziemlich düster schon. Noch dunkler wurde es eine Runde weiter für die Münchner „Löwen“, als ihr „verstoßener Sohn“ zur Generalabrechnung antrat: Hansas 4:1 sah ihn mit zwei Toren und einer Vorlage als strahlenden Helden.

Trotzdem waren die Hanseaten zu jener Zeit nicht ganz sorgenfrei. Das Abstiegsgespenst winkte, wenn auch schemenhaft, wie ein Grüß-August. Max verwischte dabei die Konturen. Zwei Tore beim 3:1 gegen Hannover. Und wie auf Bestellung schenkte Martin Max auch seinem früheren Verein, dem FC Schalke 04, genüsslich ein: Zwei Tore, eine Vorlage – fertig war das 3:1 und Hansas Klassenerhalt am 30. Spieltag faktisch gesichert. Dann folgte das Happyend wie im Film. Martin Max wurde wieder der Protagonist gegen den TSV 1860. Das 3:0 gegen die zahnlosen Löwen feierten 23000 im Stadion und den „alten Mann“ besonders. Er hatte mit einem Tor und einer Vorlage nochmal alles gegeben.

Martin Max. 20 Tore (mehr schossen nur der Bremer „Kugelblitz“ Ailton mit 27 und Bayerns Roy Makaay mit 23), dazu acht Vorlagen – da rauschte es wie ein Passat durch die Medien, ob Max (1 A-Länderspiel) nicht mit zur EM nach Portugal müsse. Worauf der damalige Auswahl-Assistenztrainer Michael Skibbe reagierte, er müsse sich den Stürmer nochmal ansehen. Diese Ignoranz hatte Max mit seinen fast 400 Ligaspielen und weit über hundert Treffern wahrlich nicht verdient. Also sagte er vorsorglich seine Teilnahme ab. Und leider auch bei Hansa. Er zog den Schlussstrich unter seine Laufbahn. Ihn konnte niemand mehr umstimmen. Ein alter Fuchs wollte einfach nochmal auf die Jagd und den Hanseaten hat es gut getan. Ein Kapitel für die Club-Geschichte!