Login



Noch kein Mitglied?
Jetzt Mitglied werden »

x

27.07.2006 08:10 Uhr

Stefan Beinlich ist neuer Kapitän auf der Kogge

Mittwoch 22 Uhr im Hotel Europa in Kühlungsborn. Wie stets an spielfreien Tagen, bat Cheftrainer Frank Pagelsdorf seine Spieler zur abendlichen Mannschaftsbesprechung. Wichtigstes Thema an diesem Abend: Die Wahl des Mannschaftsrates. Die Spieler konnten ihre Vertrauenspersonen aus dem Team wählen und entschieden sich für Stefan Beinlich, René Rydlewicz, Michael Hartmann, Mathias Schober und Enrico Kern.
Danach bestimmte „Pagel“ den Kapitän für die Fußball-Saison 2006/2007. Seine Wahl fiel auf den 34jährigen Mittelfeldspieler Stefan Beinlich. Der ehemalige deutsche Nationalspieler übernimmt damit die Kapitänsbinde von Renè Rydlewicz, der diese Aufgabe in den letzten fünf Jahren schon zweimal mustergültig erfüllte und sich jetzt im Mannschaftsrat und als Vizekapitän einbringen wird.
Cheftrainer Pagelsdorf  über Stefan Beinlich: „Stefan ist ein international erfahrener Profi und ein großer Spieler mit Vorbildfunktion.
Hansa-Online sprach gleich nach der Nominierung von Stefan Beinlich mit „Paule“.


Stefan, was bedeutet Ihnen die neue Aufgabe?
Stefan Beinlich: Es ist eine absolute Ehre für mich, die Mannschaft als Kapitän vertreten zu dürfen. Das macht mich schon ein wenig stolz, schließlich bin ich ja erst vor drei Wochen im Verein zurück.

Wie oft waren Sie in Ihrer Karriere schon Kapitän?
Stefan Beinlich: Einmal. 1996/1997 hat mich auch Frank Pagelsdorf in meinem dritten Jahr bei Hansa zum Kapitän geschlagen. Seinerzeit habe ich die Binde von Marco Zallmann in der Bundesliga übernommen. Dies war damals insofern sehr emotional, da ich ja noch ein sehr junger Spieler war.

Ist Kapitän zu sein, mehr als nur die Seitenwahl für den Verein zu vollziehen und mit dem Schiri zu diskutieren?
Stefan Beinlich: Oh ja, doch. Der Kapitän ist immer auch ein Bindeglied zwischen Verein, Vorstand, Trainer und Spielern. Du bist wirklich Interessenvertreter deiner Mannschaft und trägst die Sorgen der Jungs weiter, klärst Schwierigkeiten oder übermittelst Wünsche oder Kritiken. Und im Spiel kriegste als Interessenvertreter deiner Mannschaft nicht ganz so schnell fürs Diskutieren eine gelbe Karte…

Ist man als Kapitän oft allein?
Stefan Beinlich: Nein, nein. Wir haben ja auch noch einen Mannschaftsrat, in dem vorher schon das Gröbste diskutiert wird.

Wie oft waren Sie in Ihrer Karriere im Mannschaftsrat?
Stefan Beinlich: Überall dort, wo ich schon in der Bundesliga gespielt habe. Also auch bei Hertha, in Leverkusen und beim HSV.

Was hat sich im Vergleich zu Ihrer ersten Zeit in Rostock verändert?
Stefan Beinlich: Die Struktur des Vereins, das Umfeld Die Rahmenbedingungen haben Erstliganiveau, sind gigantisch. Das Stadion, die Trainingsplätze, das Internat, die Geschäftsstelle – all dies kann sich sehen lassen.

Werden Sie als bekannter Fußballer in Rostock oft angesprochen?
Stefan Beinlich: Ja. Aber die Leute treten mir mit viel Respekt entgegen.

Wie ist die Erwartungshaltung der Fans?
Stefan Beinlich: Sie wollen etwas, was wir auch wollen. Natürlich wünschen sich die Menschen hier die Bundesliga zurück. Wir wollen in der 2. Liga oben mitspielen und dann sehen wir mal, was raus kommt.

Wie ist Ihre persönliche Erwartungshaltung?
Stefan Beinlich: Ich hoffe, ich kann viel zu einer positiven Saison beitragen. Ich fühle mich gut, bin fit, kann aus heutiger Sicht die Saisoneröffnung in Freiburg mitmachen!

Sie wurden  im April an den Leisten operiert, haben jetzt jeweils dreimal 45 Minuten gespielt. Wie sieht es um Ihren Gesundheitszustand aus?
Stefan Beinlich: Ich liege voll im Plan. Natürlich gibt es in einer harten Vorbereitung Wehwehchen. Aber ich spüre Tag für Tag Verbesserungen, habe keine Schmerzen, werde durch die medizinische Abteilung sehr intensiv und optimal bereut. In meinem Alter spielt die Erfahrung eine große Rolle und die Ruhe, mit solchen Sachen umzugehen. Und man muss professionell mit seinem Körper umgehen. Also komme ich sehr früh zur Behandlung und gehe etwas später.

Gibt der Trainer Ihnen diese Zeit?
Stefan Beinlich:  Absolut. Frank Pagelsdorf gibt mir alle Zeit der Welt. Er achtet sogar sehr darauf, Belastung und Entlastung ins richtige Verhältnis zu setzen.

Wie sieht das aus?
Stefan Beinlich: Nach sehr hohen Belastungen schickt er mich schon mal zum Schwimmen ins Meer. Das hat jetzt so 25 Grad. Es ist mir eigentlich 10 Grad zu kalt, aber dann schwimme ich eben etwas schneller. Im Ernst: Es ist optimal. Die Trainingsbedingungen hier sind wirklich sehr gut und sehr vielfältig. Bei der Wärme trainieren wir hier praktisch in einer Freiluftsauna…

Frank Pagelsdorf sprach davon, für die kommenden Ziele mehr tun zu müssen als bisher?
Stefan Beinlich: Genau so hat er uns sein sechswöchiges, verdammt hartes Programm in der Mannschaftsbesprechung auch erläutert. Vieles erinnert mich in dieser Vorbereitung sogar an alte Zeiten mit dem Trainer und dieses harte Arbeiten hat sich am Ende immer ausgezahlt. Es wäre schön, wenn die schweißbringende Arbeit auch diesmal in ähnliche Wege mündet.

Wie beurteilen Sie diese Chancen?
Stefan Beinlich: Ich sehe hier eine junge, willige, hungrige Mannschaft. Das Klima in der Truppe ist gut. Alle ziehen mit und quälen sich für neue Erfolgserlebnisse. Es macht viel Spaß.

Aber die Mannschaft ist eben auch sehr jung und unerfahren?
Stefan Beinlich: Aber sie hat ja mit Mathias Schober, Rene Rydlewicz, Michael Hartmann oder mit  mir auch Führungsspieler, die helfen können und helfen wollen.

Apropos Michael Hartmann. Ihr Zimmerkollege musste aus Kühlungsborn abreisen, sich heute in Berlin einer Meniskusoperation unterziehen…
Stefan Beinlich: Ja, das ist ganz bitter. Nach der Operation werde ich Micha am Abend anrufen, fragen wie es ihm geht und ihm Mut machen. Ich kenne mich ja mit solchen Situationen aus. Da ist es gut, wenn man Unterstützung von Außen hat. Dies gilt natürlich auch für Dirk Jonelat, dem ich nach seinen Knieproblemen auch eine schnelle Rückkehr zu uns wünsche.

Wie reagieren die jungen Burschen im Mannschaftsverbund auf Sie als älteren Spieler?
Stefan Beinlich: Mit Respekt. Jeder kann zu mir oder zum Mannschaftsrat kommen, mein Ohr ist immer offen. Am schönsten ist dabei, dass mich noch keiner mit Opa angesprochen hat…

Wie verkraftet die Mannschaft das harte Training mit zwei großen Einheiten am Tag bzw. einer umfangreichen Einheit vor einem Spiel?
Stefan Beinlich: Natürlich gehen die Anforderungen bei jedem irgendwo an die Substanz. Aber unser Ziel ist ja auch sehr hoch. Und eines ist auch klar: Die Grundlagen werden in diesem Sommer, in diesen sechs Wochen gelegt. Im Winter haben wir mal wieder eine kurze Pause von nur einem Monat, da kannst du dann nicht mehr viel drauf packen. Also müssen wir jetzt mehr machen, hart arbeiten, um topfit zu sein.

Muss man deshalb auch die Ergebnisse relativieren?
Stefan Beinlich: Genau, wichtig ist der erste Spieltag, das muss es passen und stimmen. Vorbereitungsergebnisse sind Schall und Rauch. Für Frank Pagelsdorf zählen allein das Trainingsprogramm und der Wille, das Optimale aus sich heraus zu holen. Die Testspiele, so sagt er, kommen dann nur noch oben drauf.