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19.04.2011 02:01 Uhr

Tino Semmer: Ein Sachse stürmt an Bord der Kogge

Der Kurs der Kogge zeigt Richtung 2. Bundesliga. Auf der Kapitänsbrücke haben Manager Stefan Beinlich und Cheftrainer Peter Vollmann in den letzten Wochen nach neuem Bord-Personal Ausschau gehalten. Als ersten Neuzugang für das Spieljahr 2011/2012 hat der F.C. Hansa nun den Offensivspieler Tino Semmer vom Ligakonkurrenten FC Rot-Weiß Erfurt verpflichtet. Tino Semmer (1,81 m, 76 kg) ist Sachse, stammt aus dem kleinen Ort Elstra und wurde am 25. September 1985 in Räckelwitz geboren.

Im „Kinderkörbchen“, so beschreibt es Tino selber, habe er mit drei Jahren mit dem Fußball begonnen, im Verein jagte er mit sieben Jahren dem runden Leder hinterher.
Semmer, den seine Mitspieler in Erfurt nur „Semmi“ oder „Semmex“ nennen, spielte zunächst in Jugendmannschaften in der Oberlausitz bzw. im Raum Dresden. Da kickte er für den SV Elstra, den Dresdner SC, die SG Dynamo Dresden, den SV Dresden Nord und den FSV Budissa Bautzen. 2004 wechselte Tino Semmer schließlich in die erste Mannschaft des SC Borea Dresden. Schon ab der Saison 2005/06 ging er zum FC Sachsen Leipzig in die Oberliga Nordost-Süd, wo er in seiner zweiten Saison als Stammspieler kickte. In 59 Spielen erzielte er 14 Treffer. Seit Juli 2008 spielt der Stürmer beim Drittligisten FC Rot-Weiß Erfurt, wo sein Vertrag zum Saisonende ausläuft, so dass Tino ablösefrei an die Ostsee wechseln kann. In 97 Spielen erzielte er für die Thüringer 20 Tore. Im ersten Jahr kam er in 34 Spielen in der 3. Liga auf 4 Treffer. Im zweiten Jahr traf er für Erfurt in 35 Spielen sieben Mal. Im dritten Spieljahr erzielte er bis zum 28. Spieltag neun Treffer, allerdings hemmten ihn in der 2. Halbserie erst eine Gehirnerschütterung und dann noch eine Knieverletzung. Mit seinen Toren trug Semmer wesentlich dazu bei, dass Rot-Weiß auch lange an die Tür zur 2. Liga anklopfen konnte.

In den Duellen Hansa gegen Erfurt in der aktuellen Saison kam Semmer nur bei der 0:1-Heimniederlage zum Einsatz, bei der 0:3-Pleite in Rostock konnte ihn Trainer Stefan Emmerling nicht aufbieten. Tino Semmer belegte im Februar bei der Wahl zum „Spieler des Monats” den dritten Platz. Er bezeichnet sich selbst als einen ausgeglichenen Menschen, dem seine Freundin, seine Freunde und die Familie wichtig sind, er mag aber auch gute Musik und trockene Sprüche in der Kabine.
Semmers Traumverein ist der FC Liverpool, sein sportliches Vorbild der Franzose Thierry Henry. Sein Lieblingsessen ist Kochfisch mit Dillsauce und seine Hobbies sind Musik und Computer.

Tino Semmer im Interview: Hansa und die 2. Liga sind eine große Herausforderung

Der F.C. Hansa Rostock hat mit dem Erfurter Offensivspieler Tino Semmer seinen ersten Neuzugang verpflichtet. Wir unterhielten uns mit dem gebürtigen Sachsen.

Tino, was gab den Ausschlag für den F.C. Hansa?

Semmer: Mein Ziel war für die Saison 2011/2012 die 2. Liga. Das realisiere ich jetzt. Manager Stefan Beinlich und Trainer Peter Vollmann haben sich in den letzten Wochen sehr um mich bemüht. Ich habe mich vor Ort umgesehen und ich war bei meinem ersten Besuch am Montag nach dem Sieg der Hanseaten gegen Dynamo Dresden sehr angetan vom Umfeld an der Küste. Ob Stadion, Kabinen, Physiotherapie usw. -  alles machte auf mich einen tollen Eindruck. Da ist man schon ein Stück weiter als dort, wo ich bislang war. Und: Beinlich und Vollmann haben mir in den Gesprächen klare Perspektiven als Stürmer aufgezeigt.

Du hast den Medizin-Check gemacht, hast Du auch schon eine Wohnung?

Semmer: Das Thema packe ich erst im nächsten Monat an.

Hast Du Dir von Martin Pohl Tipps geben lassen, denn Dein Mannschaftskamerad spielte ja schon bei Hansa?
Semmer: Ich habe ihm nur zum 30. Geburtstag gratuliert und ihm nach seiner schweren Verletzung alles Gute gewünscht. In den nächsten Tagen mache ich mich bei ihm dann mal schlauer.

Hast Du überhaupt schon Kontakte mit Rostocker Spielern gehabt?

Semmer: Nein, mit keinem hatte ich über die Spiele hinaus Kontakte. Matthias Holst spielte zwar auch früher mal in Erfurt, aber da war ich noch nicht da. Und die Zeit von Thomas Gansauge in Erfurt liegt ja noch länger zurück…

Wie gehst Du die letzten Spiele in Erfurt an?

Semmer: Es versteht sich von selbst, dass ich mein Bestes bis zum letzten Tag in Erfurt geben werde. Vor drei Jahren spielte ich unter Trainer Wolfgang Frank bei Sachsen Leipzig und war mir mit RWE einig, trotzdem habe ich in den Relegations-Spielen für Sachsen Leipzig mit meinen Toren meinen Teil gegeben und bin mit den Leipzigern gegen Greifswald noch aufgestiegen und dann gegangen.

Wenn es gut für euch läuft, könnte dies sich alles wiederholen…

Semmer: Ja, ich hoffe, wir werden noch Dritter und steigen mit Erfurt auf.

Was bedeutet die 2. Liga für Dich?

Semmer: Es ist mein Bestreben, mich stets weiterzuentwickeln. Und Hansa und die 2. Liga sind eine neue Herausforderung für mich.

Wie lautet dein Ziel für die kommende Saison?

Semmer: Ich denke da wohl wie Peter Vollmann und Stefan Beinlich, wir treten in der 2. Liga als Aufsteiger an, um die Klasse zu halten. Das wird schwer genug.

Auf welcher Position spielst Du am liebsten?

Semmer: Am liebsten bin ich Stürmer.

In Liga 3 hattest Du in dieser Saison trotz guter Kritiken in den Spielen und mancher Tore nicht immer Glück…

Semmer: Stimmt, in der ersten Halbserie hatte ich nach einem Zusammenprall mit Robert Wulnikowski aus Offenbach eine Gehirnerschütterung. Auch das Ohr hatte etwas abbekommen, was ein Trainingsverbot zur Folge hatte. In der 2. Halbserie war ich aufgrund einer Meniskus-Quetschung drei Spieltage außer Gefecht gesetzt. Und: Gegen Hansa hatte ich gerade meine fünfte Gelbe Karte abgesessen…

Wirst Du allein nach Rostock kommen?

Semmer: Meine Freundin Doreen macht in Sachsen-Anhalt noch ein Jahr ihr Referendariat, dann wird sie mir folgen.

Auffallend in Deiner Karriere ist, dass Du fast in allen wichtigen Dresdner Vereinen gespielt hast?

Semmer: Tatsächlich, in der D-Jugend war ich beim DSC, in der C-Jugend vier Jahre im Sportinternat von Dynamo, später dann bei Borea, wo ich auch als Männerspieler begann. Sachsen Leipzig aber war erst das Sprungbrett in den höherklassigen Fußball. Von dort habe bin ich dann zu Rot-Weiß Erfurt gewechselt.

Hast Du sportliche Wurzeln?

Semmer: Mein Vater Michael spielte, wie ich als Kind, beim SV Grün-Weiß Elstra im Mittelfeld. Mein Bruder Rocci ist Koch und lebt in London. Meine Mutter Petra ist bis heute die gute Seele der Familie.

Wie siehst Du Deinen Abschied aus Erfurt?

Semmer: Ich hoffe, dass ich mich mit einem Aufstieg verabschieden kann und die Erfurter in der 2. Liga treffe. Dafür werde ich noch mal alles geben. Ansonsten bin ich den Fans und dem Verein sowie Trainer Stefan Emmerling dankbar für die zurückliegende Zeit. Aber ab Saisonbeginn habe ich dann nur noch den F.C. Hansa im Kopf und hoffe, ähnlich erfolgreich wie in Thüringen zu sein.