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21.12.2005 14:47 Uhr

Trainerlegenden: Erich Rutemöller und Horst Hrubesch

In der Galerie der Hansa-Trainer hingen die Bilder von Erich Rutemöller und Horst Hrubesch nur kurze Zeit. Zwei heutige DFB-Fußball-Lehrer passten damals nicht zum F.C. Hansa Rostock.
„Erich mach et“ verantwortete die Zeit als Reinders-Nachfolger vom 9. März 1992 bis zum 31. Dezember 1992. Sein Nachfolger Horst Hrubesch hielt es auch nur vom 1. Januar 1993 bis zum 30. Juni 1993 an der Küste aus.
Der Ära Rutemöller:
Erich Rutemöller  wurde am 8. Februar 1945 in Recke geboren.
In der Bundesliga trainierte er erst den 1. FC Köln und dann Hansa Rostock, eine weitere Trainerstation war der Bonner SC. Als Spieler war Rutemöller bei Borussia Rheine 08, dem SSV Köttingen und den Amateuren des 1. FC Köln aktiv. Seit 1994 arbeitete Erich Rutemöller für den DFB.
Bekannt wurde Rutemöller durch den Spruch „Mach et, Otze“, als Frank Ordenewitz am 23. April 1991 im DFB-Pokal-Halbfinale zwischen dem 1. FC Köln und dem MSV Duisburg ankündigte, nachdem er durch eine gelbe Karte (die zweite gelbe Karte im laufenden Wettbewerb) für das Pokalfinale gesperrt war, eine rote Karte zu provozieren, um damit die Sperre nach den damaligen Regeln in der Bundesliga absitzen zu können und für das Pokalfinale spielberechtigt zu sein.
Am 1. Juli 2000 trat Erich Rutemöller die Nachfolger von Gero Bisanz als Ausbildungsleiter für die Erlangung der Fußballlehrerlizenz beim DFB an. Seit April 2003 trainierte er das Team 2006, welches als Perspektivteam zur Unterstützung der A-Nationalmannschaft im Januar 2002 gegründet und im November 2005 abgeschafft wurde.
Heiko März erinnert sich heute so an Erich Rutemöllers Zeit in Rostock: „Uwe Reinders war damals für uns zur Wende der Mann am richtigen Ort. Ein emotionaler Mensch. Als der Abstieg drohte, bekamen wir Erich Rutemöller, der mit Reinders Co-Trainer Jürgen Decker die Wende schaffen sollte. Der Mann hatte in der Theorie eine blanke 1. Was der Rheinländer uns in den Mannschaffsbesprechungen erzählte, traf nahezu in jedem Spiel ein. Ecken, Freistöße, Pressing, Mauer – ‚Rute’ analysierte für uns alles richtig. Sogar Freistöße von Mehmet Scholl hat der Mann vorhergesagt. Rutemöller, kannte Kopfball- und Einwurfspezialisten wie Karsten Hutwelker aus Düsseldorf, die dann auch prompt Tore machten oder vorbereiteten. Der Erich war auch menschlich absolut überragend. Aber er hatte bei uns nicht das Glück des Erfolges.“
Sein Co-Trainer Jürgen Decker sah das Übel dieses Trainers vor allem eben  in der menschlichen Komponente dieses Mannes: „Erich wälzte vor Spiel und Training stundenlang zehn Probleme, machte sich Gedanken, tüftelte. Aber er konnte im Abstiegskampf den Spielern nicht auch mal in den Hintern treten, war zu lieb für das harte Geschäft.“
Die Folge war der Abstieg und ein erneuter Trainerwechsel. 
Die Ära Hrubesch:
Brilliant seine Vita, traurig seine Ergebnisse an der Küste.
Die Kurz-Biografie des Stars: Er wurde am 17. April 1951 in Hamm geboren, spielte in der Bundesliga als Mittelstürmer ab 1975 für Rot-Weiss Essen, den HSV und Borussia Dortmund. Mit dem HSV wurde er 1979, 1982 und 1983 Deutscher Meister. Insgesamt erzielte er in 224 Bundesligaspielen 136 Tore. Für das deutsche Nationalteam spielte er von 1980 bis 1982 in 21 Spielen (sechs Tore) und wurde 1980 Europameister und 1982 Vizeweltmeister. Gefürchtet war Hrubesch vor allem wegen seiner Kopfballstärke. Daher stammt auch sein Spitzname "Kopfballungeheuer".
Im Jahr 1986 beendete Horst Hrubesch seine Laufbahn als Spieler. Aber er lieferte danach den lebendigen Beweis, dass ein großer Spieler kein erfolgreicher Trainer sein muss.
Heiko März heute über die Trainingsarbeit von Hrubesch damals: „An ihm schieden sich bei uns die Geister. Der ging auf den Platz, verteilte Leibchen, warf den Ball in die Höhe, brüllte, es spielt alt gegen jung und das war es. Er schickte unseren Co-Trainer Jürgen Decker zu den Amateuren und holte stattdessen den heutigen Braunschweiger Trainer Michael Krüger als Person seines Vertrauens, der den Job machte. Auf den Platz zum Spiel verabschiedete er uns in der Regel mit den Worten: ‚Geht raus und macht Fehler’, was so viel bedeuten sollte wie: „Malocht und habt keine Angst Fehler zu machen…“
Der Wechsel von Rutemöller auf Hrubesch zeigte sich schnell als Missgriff. Der Absteiger aus dem Oberhaus landete in der Saison 1992/93 nur im Niemandsland von Rang 10 und Rostocks Urgestein Jürgen Heinsch musste mal wieder den Retter in der Not spielen. Hrubesch ging unterdessen 1995 noch mal zum Bundesligisten Dynamo Dresden und landete am Ende beim DFB, wo er erst Co-Trainer von Bundestrainer Erich Ribbeck war und dann bis heute als Nachwuchsverbandstrainer Jugendmannschaften trainiert…