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08.04.2020 11:00 Uhr

Unsinkbar seit 1965: Weiß-Blaue Trainer der Hansa-Historie

Mit dem Fußball ist es wie auf hoher See: Man braucht Matrosen, harte Arbeiter, die auf Deck beziehungsweise auf dem Platz stehen und die Arbeit verrichten. Und dann braucht man noch einen Kapitän und Steuermann, der die Kogge auch in stürmischen Zeiten auf Kurs hält und den Matrosen (oder aber den Spielern) sagt, wo es lang geht. Diese Aufgabe hat zur Zeit Chef-Trainer Jens Härtel inne. Doch natürlich ist der Sachse nicht der erste Coach in unserer seit 1965 währenden Vereinsgeschichte. Deshalb stellen wir euch in dieser Folge von „Unsinkbar“ einige legendäre und bekannte Namen vor, die vor Härtel am Ruder unserer Kogge waren.

Heinz Werner

Heinz Werner schrieb mit einer der wohl kuriosesten Trainerentlassungen der DDR Fußballgeschichte. Während des Heimspiels gegen den FC Carl Zeiss Jena am 8. März 1975 beim Stand von 0:2 begab sich SED-Parteifunktionär Harry Tisch von der Tribüne nach unten auf die Trainerbank und forderte von Hansa-Trainer Werner die Auswechslung zweier Spieler. Als Werner dieser Aufforderung nicht nachkam, verkündete Tisch ihm noch während der laufenden Begegnung seine Entlassung. Neun Tage später war die knapp zweijährige Amtszeit als Chef-Trainer der Kogge für Werner offiziell beendet. In den 42 Spielen an der Seitenlinie steht am Ende eine Bilanz von 14 Siegen, acht Unentschieden und 20 Niederlagen.

 

 

Helmut Hergesell

Nach Werners Entlassung wurde Jugendtrainer Helmut Hergesell zum Cheftrainer befördert und war mit seinen gerade einmal 34 Jahren der bis dahin jüngste Trainer in der DDR-Oberliga. Bis 1978 war der „Doktor“ am Ruder der Kogge und konnte in dieser Zeit zwei Aufstiege in die DDR-Oberliga feiern. Sein Meisterstück für unseren F.C. Hansa lieferte er allerdings nicht als Trainer, sondern als Funktionär ab: Geschäftsführer Hergesell war treibende Kraft und verantwortlich für Finanzierung und Bau des neuen Ostseestadions. Nach nur 16 Monaten Bauzeit konnte der Neubau gegen Bayer 04 Leverkusen eingeweiht werden.

 

 

Jürgen Heinsch

Klublegende Jürgen Heinsch folgte auf Helmut Hergesell und begann damit 1979 seine erste von drei Amtszeiten als Cheftrainer der Kogge. Neben der Halbserie 79/80, in der der Abstieg leider nicht verhindert werden konnte, trainierte Heinsch von 1981-1985 sowie zwischen 1993-1994 unsere Mannschaft. Auch danach bewies der frühere Torhüter unserem F.C. Hansa Vereinstreue und arbeitete als Manager im Nachwuchsbereich und Talent-Scout. Den hohen Stellenwert der Jugend stellte er dabei immer in den Mittelpunkt: „Für unseren Verein ist der Nachwuchs das Kapital für die Zukunft. Wir leben von unserem Nachwuchs mehr als andere Klubs“, sagte er damals.

 

 

Werner Voigt

Im Sommer 1986 kam mit Werner „Pico“ Voigt ein „harter Hund“ vom BFC Dynamo aus der Hauptstadt an die schöne Ostsee. „Disziplin stand für mich an erster Stelle“, kann man Voigt heute zitieren und mit diesem Grundsatz ließ er seine Mannschaft auch trainieren. Der neue Wind im Verein machte sich bezahlt: Noch als DDR-Ligist konnte man bis ins Finale des FDGB-Pokals vorrücken und ein Jahr später, nachdem zuvor der der Aufstieg in die Oberliga erfolgt war, zog die Mannschaft gespickt mit Eigengewächsen wie Heiko März oder Axel Kruse sogar in den UEFA-Pokal ein. Zur letzten DDR-Saison musste „Pico“ allerdings seinen Hut nehmen und damit endete seine erfolgreiche Zeit bei unserem F.C. Hansa. Er blieb jedoch weiter im Trainergeschäft und kehrte in seine fußballerische Heimat Berlin zum 1.FC Union zurück.

 

 

 

Uwe Reinders

Der in Essen geborene Fußballehrer war Nachfolger von Werner Voigt und übernahm die Kogge zur letzten DDR-Oberliga Saison der Geschichte. Reinders war damals einer der wenigen Trainer, die den Weg aus dem BRD-Fußball in den Osten gingen. Anders als noch sein Vorgänger war Reinders bekannt für seiner lockere Art. Und das sollte sich bezahlt machen: Die Mannschaft wuchs in diesem Jahr über sich hinaus und konnte den lange ersehnten und doch unerwarteten Meistertitel nach Rostock holen. Doch damit nicht genug: Auch im FDGB-Pokal war die Kogge nicht zu stoppen und gewann auch diese Trophäe. Mit diesen Erfolgen wurde gleichzeitig die Qualifikation für die Bundesliga klar gemacht. Einen besseren Zeitpunkt für die erste Meisterschaft der Vereinsgeschichte hätte es wohl nicht geben können.

 

 

 

Frank Pagelsdorf

Der gebürtige Hannoveraner Pagelsdorf übernahm zur Saison 1994/95 das Steuerrad der zwei Jahre zuvor in die 2. Bundesliga abgestiegenen Kogge. Gleich im ersten Jahr unter Pagelsdorf gelang der direkte Wiederaufstieg ins Fußball-Oberhaus. Noch beachtlicher war die Leistung im Jahr darauf, als die Mannschaft erst am letzten Spieltag mit einer knappen 0:1-Niederlage gegen Köln Platz fünf aus der Hand gab und damit denkbar knapp die Qualifikation für den UEFA-Pokal verpasste. Nach einem weiteren Jahr, in dem souverän die Klasse gehalten werden konnte, machte „Pagel“ den Schritt nach Hamburg und führte den HSV in die Champions League. 2005 kehrte er zurück an die Ostsee, wo ihm 2007 zum zweiten Mal der Aufstieg mit unserem F.C. Hansa in die Bundesliga gelang. Insgesamt stand Pagelsdorf in 227 Partien unserer Jungs am Spielfeldrand und wird wohl für immer unvergessen bleiben.

 

 

 

Ewald Lienen

In seiner langen Trainerkarriere hat Ewald Lienen schon so einiges gesehen. Nachdem er den Trainerlehrgang mit Examensnote Eins abschloss, war er unter anderem Co-Trainer von Jupp Heynckes bei CD Teneriffa. 1997 zog es ihn aus dem sonnigen Spanien an die stürmische Ostsee nach Rostock. Wegen seiner Angewohnheit, stets ein Blatt Papier und Stift an der Seitenlinie dabei zu haben, heimste er sich schnell den Spitznamen „Zettel-Ewald“ ein. In seinem ersten Jahr wurde die UEFA-Cup-Quali nur um einen Punkt verpasst. In seinen zwei Saisons nahm Lienen insgesamt 57 Mal auf der Rostocker Trainerbank Platz.

 

 

Andreas Zachhuber

Andreas Zachhuber kann auf eine lange Trainerkarriere bei unserem F.C. Hansa zurückblicken. 1991 übernahm er zuerst die Jugendmannschaft unseres Clubs, ehe er unter Frank Pagelsdorf und Ewald Lienen zum Co-Trainer des Profiteams wurde. Nach Lienens Abgang übernahm Zachhuber als Chef-Trainer. In beiden Spielzeiten unter seiner Leitung konnte der Abstieg aus der Bundesliga stets auf den letzten Drücker verhindert werden. Auch nach seiner Beurlaubung als Chef-Trainer der Bundesligamannschaft bleib er unserem Verein treu und übernahm die U19 sowie ein Jahr später die „Amas“. Seine schwierigste Aufgabe und damit gleichzeitig sein größter Erfolg folgte allerdings im Jahre 2009, als „Zacher“ erneut die abstiegsbedrohte Kogge übernahm. Mit dem Unterschied, dass diesmal der Abstieg in die Dritte Liga drohte. Unter der Leitung von Zachhuber verlor unsere Kogge kein einziges Spiel mehr in dieser Saison, holte in den elf Partien genauso viele Punkte wie in den gesamten Spielen davor und konnte so doch noch den drohenden Absturz in Liga drei verhindern.

 

 

 

Friedhelm Funkel

Kein anderer Trainer in Deutschland kann sich wohl mit Fug und Recht so sehr „Aufstiegsexperte“ nennen wie es Friedhelm Funkel kann. Insgesamt sechsmal gelang ihm dieses Kunststück – Rekord! Doch die Mission, als Funkel im Jahre 2000 unseren F.C. Hansa übernahm lautete nicht Aufstieg, sondern Klassenerhalt. Und auch diese Aufgabe meisterte er, als drei Spieltage vor Schluss feststand, dass die Kogge auch im nächsten Jahr erstklassig sein würde. Als Assistenztrainer bekam Funkel im Folgejahr seinen Bruder Wolfgang zur Seite gestellt, zum ersten und einzigen Mal wurde ein Bundesligateam von zwei Brüdern trainiert. Insgesamt coachte Friedhelm Funkel unsere Mannschaft in 45 Bundesligapartien.

 

 

Armin Veh

Mit Armin Veh stand ein weiteres bekanntes Gesicht aus der Bundesliga an der Seitenlinie unseres Vereins. Zweimal in Folge konnte die Kogge mit Steuermann Veh die Klasse in der Bundesliga halten, in seiner dritten Amtszeit nahm der spätere Meistertrainer des VfB Stuttgart nach vier Niederlagen in Folge freiwillig seinen Hut und trat von seinem Posten als Hansa-Trainer zurück. In seiner Zeit an der Ostseeküste stand er in 62 Ligaspielen an der Seitenlinie.

 

 

Peter Vollmann

Erst vor ein paar Wochen, beim letzten Heimspiel unseres F.C. Hansa, war Peter Vollmann mit seinem neuen Arbeitgeber Eintracht Braunschweig zu Gast im Ostseestadion. Das Bild Vollmanns im strömenden Regen, bewaffnet mit einem Hansa-Regenschirm sorgte dabei für einige Lacher auf der Tribüne und erinnerte an frühere Zeiten, als Vollmann noch Chef-Trainer bei unserem Club war. Unter der Leitung von Coach Vollmann segelte die Kogge in der Saison 2010/11 mit 24 Siegen aus 38 Spielen zum Aufstieg in Liga zwei. Insgesamt kommt Vollmann auf 75 Ligaspiele in der dritten Liga und 2.Bundesliga auf der Rostocker Trainerbank und bleibt als bis dato letzter Aufstiegstrainer stets im Gedächtnis der Hansa-Fans.

 

 

Seit Januar 2019 bekleidet Jens Härtel das Amt des Chef-Trainers bei unserem F.C. Hansa. Eine Verbindung, die wie die Faust aufs Auge zu passen scheint! Mit seiner freundlichen Art und akribischen Arbeitsweise hält er die Zügel fest in der Hand. Und wer weiß, vielleicht ist Jens Härtel nach schon viel zu langer Zeit der nächste Trainer, der mit uns endlich wieder einen Aufstieg bejubeln kann!