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03.05.2011 10:14 Uhr

Uwe Reinders: Als Trainer hatte ich die schönste Zeit in Rostock!

Uwe Reinders und der F.C. Hansa – eine erfolgreiche Verbindung. Der einstige Hansa-Präsident Robert Pischke holte 1991 den einstigen Werder-Fußballer aus Bremen an die Ostsee. Mit dem deutschen Nationalspieler und Vize-Weltmeister wurde Hansa schließlich NOFV-Meister und Pokalsieger, schaffte den Aufstieg in die Bundesliga. Jetzt, 20 Jahre nach diesem historischen Ereignis, gibt es ein Wiedersehen „mit seinen Jungs aus alten Zeiten“ am 4. Mai um 19 Uhr in der DKB-Arena.
 
Herr Reinders, was war damals das Geheimnis der erfolgreichen Zusammenarbeit zwischen dem „Wessi“ Reinders und den „Ossis“ aus Rostock?
Reinders: Die richtigen Leute waren zum richtigen Zeitpunkt gemeinsam am richtigen Ort. Wir waren eine Gruppe von Leuten, die hungrig und deshalb erfolgreich waren. Von meinem Co-Trainer Jürgen Decker bis zum Zeugwart Andreas Thiem.
 
Wen mochten Sie damals besonders?
Reinders: Ich mochte alle, ich möchte keinen extra nennen. Ob Kunath, Hoffmann oder Schlünz und Schulz, März, Weilandt, Dowe, Werner…
 
Als Spieler waren Sie vor allem Bremer, als Trainer sind Sie vor allem Hanseat…
Reinders: Ja, als Spieler hatte ich acht Jahre erfolgreiche Jahre bei Werder Bremen. Als Coach habe ich die schönsten meiner 15 Trainerjahre in Rostock verbracht.
 
Schauen Sie noch oft in Rostock vorbei?
Ich war oft als Experte von Sky oder Sport1 in Rostock. Mit meiner leider viel zu früh verstorbenen Frau war ich aber bestimmt 15 Mal ganz privat in der Hansestadt oder der Umgebung. Vor allem in Kühlungsborn, das ich in jener Zeit liebgewonnen hatte. Schön war für mich, dass ich von älteren Menschen noch lange auf die Zeit der Wende und den Erfolg in Rostock positiv angesprochen wurde. Bis auf meinen traurigen Abschied mitten in unserer Hochzeit in der Bundesliga gab es ja auch nie negative Dinge an der Ostsee. Ich war später aber auch noch oft in Schwerin oder auf Rügen.
 
Damals sind Sie nach vier Wochen Neptun-Hotel nach Kühlungsborn geflüchtet…
Reinders: Stimmt. Die Hektik dort störte mich. So zog ich in ein sechsstöckiges FDGB-Heim mit 100 Zimmern, wo ich für mich allein war.
 
Man erzählt sich die kuriosesten Dinge aus Ihrer Anfangszeit…
Reinders: Ja, ja, ich weiß. Am ersten Tag stellten sich die Jungs an der Seitenlinie auf, um das Training mit dem Gruß „Sport frei!“ zu beginnen. Das kannte ich nicht. Dann bat ich vier Spieler, die Tore aufzustellen. Da erfuhr ich von Juri Schlünz, dass die Dinger so schwer waren, dass die ganze Mannschaft ran musste. Oder: Ich gab allen Spielern meine Telefonnummer, falls einer ein Problem hat. Da erfuhr ich von Heiko März, dass er kein Telefon hat.  Als ich fragte, wer hat noch kein Telefon, gingen alle Arme hoch…
 
Wie geht es Ihnen heute?
Reinders: Es geht so. Der Tod meiner Frau Rita (55) hat tiefe Narben hinterlassen. Meine Frau, 35 Jahre lang meine große Liebe, starb im März 2008 an Krebs. Das Schlimmste ist, wenn man nach Hause kommt – und ist alleine. Wenn man abends ins Schlafzimmer geht – und das Bett ist leer. Ich habe mich deshalb lange zurückgezogen. Seitdem habe ich mich bei mir zu Hause in Achim bei Bremen in die Jugendarbeit gestürzt, arbeite für Fußballschulen von Dieter Burdenski und Rudi Völler und für ein Tourismusunternehmen. Als gelernter Industrie- und Handelskaufmann sowie Buchhalter betreue ich aber auch mein Einkaufszentrum in Staßfurt. Das alles, sowie mein Sohn Matthias und mein Enkelkind Melina Sophie halfen mir über den Schmerz.
 
Verfolgen Sie noch den Weg des F.C. Hansa?
Reinders: Ja, klar, ich verfolge alle meine ehemaligen Teams und ich hoffe, Eintracht Braunschweig und den F.C. Hansa im nächsten Spieljahr in der 2. Bundesliga wiederzusehen!
 
Am 4. Mai werden Sie mit Ihrem einstigen Co-Trainer Jürgen Decker mal wieder auf der Trainerbank sitzen. Ist ansonsten das Thema Profi- oder Amateurtrainer durch?
Reinders: Ich denke schon. Ich weiß auch nicht, ob ich noch in die heutige Trainerwelt passe. Ich habe über 30 Jahre als Profi gearbeitet. Es kann nicht sein, dass sich einer vom Training abmeldet, weil er mit seiner Frau zum Baumarkt muss…