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12.10.2022 10:01 Uhr

WENN HANSA SPIELT, IST AUSNAHMEZUSTAND IM PFLEGEHEIM SÜDHUS

Die ganze Woche freuen sich alle auf das Spiel am Wochenende. Wenn es dann endlich soweit ist, wird der Raum geschmückt. Schals und Fahnen, wo immer man hinsieht. Alle sind ganz aufgeregt. Fällt ein Tor, wird gejubelt, verliert das Team, verschlechtert sich die Stimmung. Bei Spielen des F.C. Hansa ist im Pflegeheim Südhus in der Rostocker Südstadt für 90 Minuten alles anders.

Zu den treuen Fans gehört unter anderem Gisela Eich. Die 82-Jährige ist den Hanseaten seit 68 Jahren verbunden. Sie hat wirklich alles miterlebt: Den Umzug der Spieler aus Sachsen nach Rostock, den Gewinn der Meisterschaft und des Pokals 1991, Abstiege, Aufstiege. Gisela hat den F.C. Hansa von der Gründung bis zum heutigen Tag immer verfolgt und unterstützt. Stolz berichtet sie, wie sie als Vierzehnjährige beim Training dabei war und die am Tor vorbeifliegenden Bälle zu den großen Helden zurückschoss: "Wenn ich konnte, bin ich immer zu Hansa gefahren. Nicht nur zu den Spielen, ich war eigentlich auch immer bei den Trainings dabei." Zusammen mit den anderen Bewohnern schaut Gisela die Spiele unserer Jungs.

F.C. Hansa Rostock

v.l.: Hans Waterstrat, Gisela Eich, Irmgard Kollien

Mit dabei ist dann auch Irmgard Kollien. Sie war zwar noch nie bei einem Spiel unserer Kogge, wurde aber durch das gemeinsame Schauen der Spiele im Pflegeheim vom Hansa-Fieber angesteckt. Zudem ist ihr Enkel bei jedem Spiel dabei, weshalb sie natürlich auch mitreden möchte. "Ich achte immer darauf, dass ich von Hansa ja nichts verpasse", sagt sie. Irmgard hat mit ihren Mitbewohnern aus dem Pflegeheim Mitte September eine Stadionführung durch das Ostseestadion gemacht, dabei in alle "geheimen" Orte unseres Wohnzimmers luschern dürfen. Die 92-Jährige war von der Tour mehr als begeistert und überwältigt. Sie berichtet, dass sie damals eine kleine Fläche mit einem Gemüseanbau hatte, die dann für den Bau des Stadions weichen musste. "Erst haben wir uns gefreut, dass wir den Platz hatten und dann musste alles direkt wieder weg. Enttäuscht war ich darüber aber nicht. Ich bin stolz, quasi ein Stück Hansa zu besitzen", erzählt Irmgard schmunzelnd.

Vielleicht war es sogar ihr Mitbewohner Hans Waterstrat, der ihre Gemüsefläche damals endgültig dem Erdboden gleichmachte. Der 87-Jährige hat nämlich Anfang der 50-er Jahre den Grundstein für den Bau des Ostseestadions gelegt. Hans meldete sich freiwillig, um bei den Erdarbeiten zu helfen. Aufgrund seiner Arbeit auf hoher See konnte er allerdings nur selten zu den Hansa-Spielen in jenem Stadion, das er mit errichtete. Nach der Wende änderte sich das jedoch und er war häufiger im Stadion anzutreffen. Auch Hans war bei der Führung Mitte September im Ostseestadion dabei und traute seinen Augen kaum: "Ich war sehr erstaunt, was daraus gemacht wurde. Es sieht einfach herrlich aus. Mein Schwiegersohn aus Berlin fährt immer zu den Heimspielen. Da muss ich unbedingt mal mit." Wenn Hansa spielt, freut sich Hans schon die gesamte Woche darauf, ist dann aufgeregt, wenn es dann endlich losgeht. "Ich gucke mir alles von Hansa an. Dann darf es auch neben dem Spiel gerne viermal an einem Tag dieselbe Zusammenfassung sein", sagt er.

Zum kommenden Spiel werden Hans, Gisela und Irmgard dann natürlich auch wieder zusammen mit ihren Mitbewohnern vor dem Fernseher alle möglichen Daumen drücken, um den F.C. Hansa zum Sieg zu verhelfen.