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13.09.2006 16:05 Uhr

"Wir werden selbstbewusst auf den Platz laufen"

Wenn es nach dem doppelten Pokal-Aus der Hanseaten im DFB-Pokal am letzten Wochenende überhaupt etwas Positives gab, dann war dies die Tatsache, dass Ex-Nationalspieler Michael Hartmann erstmals wieder im Kader von Frank Pagelsdorf stand. „Hardy“, Mitglied im Mannschaftsrat und wichtiger Oldie im Team, ist nach seiner Knieoperation wieder 100 Prozent fit. Vor dem Montag-Spiel zwischen dem F.C. Hansa Rostock und dem 1. FC Kaiserslautern gab der Brandenburger Hansa-Online dieses Interview.

 

Sie haben sich am 24. Juli den linken Innen- und Außenmeniskus verletzt, mussten mitten in der Saisonvorbereitung operiert werden. Was fühlt man da?

 

Michael Hartmann: Als Spieler ist man bei jeder Verletzung betroffen, noch dazu in so einer wichtigen Saison-Phase. Als älterer Spieler kann man dennoch damit sicherlich besser umgehen. Man lebt im Alter ja schon bewusster, ist als routinierter Spieler sicherer im Umgang mit Wehwehchen und weiß ganz genau, wie man seinen Körper wieder hinbekommt. Es lief also eigentlich alles ziemlich undramatisch ab. Aber traurig ist man schon, wenn das Grundlagenausdauertraining usw. so unterbrochen werden.

 

Ihr Ziel?

 

Michael Hartmann: Ich will über Teileinsätze so schnell wie möglich natürlich wieder in die Stammelf. Das ist natürlich nur mit überzeugenden Leistungen im Training und in Spielen jeder Art möglich. Ich brauche jetzt Wettkampfpraxis, ich brauche Spielformen, ich brauche Spielfitness.

 

Aber ausgerechnet in der Zeit Ihrer Verletzung kam mit Christian Rahn ein neuer Spieler auf Ihrer Position zum Verein …

Michael Hartmann: Im Fußball wird es immer so sein, Spieler kommen, Spieler gehen. Alles ist gut, was gut für den Verein ist. Wir haben ein gemeinsames Ziel, dem ordnen wir alles unter. Christian ist ein erfahrener Spieler, der zwei Spielmöglichkeiten hat. Er kann hinten links in der Abwehr und im Mittelfeld spielen. Momentan hat er eher immer auf der halblinken Position gespielt. Wir könnten also auch zusammen spielen. Wo ist das Problem? Es gibt keines.

 

Aber auch Marc Stein deckt die Position in der Viererkette hinten links ab …

Michael Hartmann: Na und? Marc kann doch auch auf der rechten Seite spielen. Die Zeiten, dass eine Mannschaft aus elf Spielern besteht, sind lange vorbei. Heute brauchst du mindestens 22 gleichwertige Spieler. Dies strebt der Trainer an! Man muss seine eigene Leistung bringen, dann regelt sich alles von selbst.

 

Wie haben  Sie sich fit gemacht?

Michael Hartmann: Ich war bis zu sieben Stunden am Tag in der Reha, oft vor- und nachmittags. Drei Wochen davon war ich in Berlin-Kladow bei Hertha-Masseur Sengewald und dessen Kollegen, dem ehemaligen Eishockeyspieler Reinhard Fengler. Oft habe ich auch noch eine zweite Praxis zur Behandlung aufgesucht. Außerdem haben wir hier beim F.C. Hansa mit unseren beiden Doktoren und den Physiotherapeuten Peter Meyer, Steffen Rische und Frank Scheller noch drei wunderbare Mediziner, die mir alle irgendwo und irgendwie geholfen haben, fit zu werden. Ich wohne ja jetzt im Thünen-Viertel in Rostock und da ist es bis zum Stadion auch nur ein Katzensprung zur Behandlung. Das war alles schon ganz gut. Jetzt muss ich dies alles mit Leistung zurückgeben.

 

Schon gegen Kaiserslautern?

Michael Hartmann: Dies wäre schön. Aber das ist Sache des Trainers. Natürlich will man spielen. Aber die Jungs hatten ja in der Meisterschaft einen tollen Start und man wird sehen, wie wir die Meisterschafts-Pause von 14 Tagen überstanden haben.


Welche Chancen rechnen Sie sich gegen den 1. FC Kaiserslautern aus?

Michael Hartmann: Dieses Spiel wird richtungeisend für die Zukunft, wie wir in dieser Saison abschneiden. Lautern ist eine von sieben Mannschaften mit Aufstiegschancen. Das wird hart und interessant. In unserer Lage muss man schon seine Heimspiele gegen solche Gegner gewinnen. Das ist wichtig, auch für das Selbstvertrauen. Wir werden selbstbewusst auf den Platz laufen…

 

Am 7. Oktober findet in Rostock ein Länderspiel von Deutschland gegen Georgien statt. Werden da alte, eigene  Erinnerungen wach?

Michael Hartmann: Natürlich denkt man in solchen Momenten, wie war das bei dir damals? Man vergisst solche bleibenden Momente im Leben ja nicht. Ich habe die tolle WM 2006 verfolgt, ich schaue mir viele Länderspiele an. Und sicherlich werde ich auch in Rostock dabei sein, wenn ich Karten bekomme…

 

Erinnern Sie sich noch an Ihr erstes Spiel?

Michael Hartmann: Ja, klar. So etwas vergisst man nicht. Es ist das Größte, das Schönste, das ist Gänsehaut pur. Ich war noch bei Hertha, es war ein  Dienstagvormittag. Huub Stevens holte mich mitten vom Trainingsplatz und sagte,  ich solle sofort nach Bremen zur Nationalmannschaft reisen. Ich war baff und glücklich, stolz und emotional bewegt. Ich bin nach Berlin-Tempelhof und ab nach Bremen zu Rudi Völler. Habe gegen Serbien am nächsten Tag auch noch sofort gespielt, später noch gegen Kanada, Färöer und Island, war im Kader gegen Schottland, Irland und Italien. Durch eine Fußverletzung bin ich dann raus. Aber vergessen, nein vergessen werde ich diese Zeit nie. Ich war eigentlich damals ja in einer Situation, in der ich überhaupt nicht mehr an die Nationalmannschaft gedacht habe. Aber umso schöner war dann die Überraschung.

 

Was haben Sie eigentlich mit den Trikots gemacht?

 

Michael Hartmann: Eines habe ich zur Erinnerung fürs Alter behalten. Die anderen getauscht und für soziale Zwecke verschenkt.

 

Vielen Dank für dieses Gespräch