15.02.2024 15:09 Uhr
Der Hamburger SV hat sich kurz vor dem Gastspiel am Sonnabend (17. Februar 2024) im Ostseestadion von seinem Trainer Tim Walter getrennt. Ausschlaggebend für die Beurlaubung waren die schwankenden Leistungen des Teams vor allem in den letzten Heimspielen, die jeweils mit 3:4 gegen den Karlsruher SC und zuletzt Hannover 96 verloren gingen. Da rettete auch der zwischenzeitliche 2:1-Auswärtserfolg bei der wiedererstarkten Hertha aus Berlin nichts – Walter musste nach knapp zweieinhalb Jahren bei den Hamburgern seinen Hut nehmen. Denn die Vereinsführung sieht beim aktuellen Tabellendritten die Gefahr, dass die langersehnte Rückkehr in die Bundesliga auch im sechsten Versuch wieder scheitern könnte.
Es mag angesichts des gefühlt hohen Personalverschleißes auf dieser Position ein bisschen erstaunlich klingen, aber Walter war tatsächlich so lange wie kaum ein anderer Trainer bei den Hamburgern an der Seitenlinie tätig. In den vergangenen 40 Jahren gab es nur drei Trainer mit einer längeren Amtszeit: Lediglich Ernst Happel (1981-1987), Benno Möhlmann (1992-1995) und der auch in Rostock sehr erfolgreiche Frank Pagelsdorf (1997-2001) waren länger an Bord.
Ob der neue starke Mann auf der Kommandobrücke die „Mission Aufstieg“, die auch vor dieser Spielzeit ausgerufen wurde, endlich erfüllen kann? Und wer soll es werden? Gehandelt werden der gebürtige Rostocker und Ex-Hansaspieler und Co-Trainer Steffen Baumgart und der Schweizer Raphael Wicky. Beim Gastspiel in Rostock soll der bisherige Co-Trainer Merlin Polzin die Verantwortung übernehmen – mit der Option der Weiterbeschäftigung bei erfolgreicher Arbeit. Bleibt zu hoffen, dass die Hamburger den berühmten "Schalter" erst nach der Partie im Ostseestadion umlegen können und zurück in die Erfolgsspur finden.
Ganz objektiv betrachtet sollte dies normalerweise, angesichts der Qualität im Kader, nicht unmöglich sein. Aber die sehr ausgeglichene zweite Liga war in den vergangenen Jahren immer für Überraschungen gut. Und nicht zuletzt der HSV war oft der "Leidtragende", wenn es Überraschungs-Team - wie zuletzt Heidenheim oder Darmstadt - in die oberste Etage des deutschen Fußballs geschafft haben. Auch dieses Jahr ist das Rennen noch nicht entschieden, der große Stadtkonkurrent liegt zwar mit fünf Punkten Vorsprung auf Platz 1, aber schon Holstein Kiel auf dem zweiten Rang ist mit nur zwei Zählern Vorsprung in direkter Reichweite.
Vor allem dank der überragenden Offensive, mit dem 14-fachen Torschützen Robert Glatzel (der damit in der Torjägerliste der 2. Liga führt), dem heute rotgesperrten Laszlo Benes (11 Treffer) sowie den technisch starken Mittelfeld-Akteuren wie beispielsweise Ludovit Reis, Immanuel Pherai oder Bakery Jatta, stellt der HSV mit 43 Toren nach Fortuna Düsseldorf (44) bisher den zweitbesten Angriff der Spielklasse. 31 Gegentore – und damit nur drei weniger als unser F.C. Hansa – zeigen allerdings auch, wo die Schwachstelle liegt. Ein Torhüter-Wechsel beim letzten Spiel unter Tim Walters Regie von Daniel Heuer-Fernandes zu Matheo Raab brachte auch nicht den gewünschten Effekt: Raab kassierte beim 3:4 zu Hause gegen Hannover auch ordentlich Gegentore.
Zum Schluss noch ein kurzer Blick auf die Statistik, der für Hansa-Fans ziemlich bitter ausfällt: Von 29 Pflichtspielen in der 1. und 2. Bundesliga gewann der F.C. Hansa nur magere sieben Partien, der Hamburger SV konnte den Platz 17-mal als Sieger verlassen, fünf Partien endeten unentschieden. In der zweiten Liga treffen beide Teams zum sechsten Mal aufeinander, vier HSV-Erfolgen steht nur ein Hansa-Auswärtssieg (im Juli 2022 ein 1:0 durch Schumacher in der Nachspielzeit) gegenüber – es wird Zeit für den ersten Hansa-Erfolg im Ostseestadion. Für die Statistik aber noch wichtiger für die aktuelle Zweitliga-Tabelle.