03.08.2023 23:25 Uhr
Das Gastspiel unseres F.C. Hansa ist die Heimpremiere in der Zweitliga-Geschichte der SV Elversberg - aber irgendwie ist sie es am Sonnabend (05.08.23 13 Uhr) dann doch nicht. Denn weil die heimische "URSAPHARM-Arena an der Kaiserlinde" nicht mit dem sportlichen Tempo des Aufsteigers mithalten kann und noch nicht zweitliga-tauglich ist, müssen die Saarländer in die Landeshauptstadt Saarbrücken ausweichen. Statt in der 13.000 Einwohner zählenden Gemeinde Spiesen-Elversberg wird also im modernisierten Ludwigspark gespielt – in dem sich die Elversberger im abgelaufenen Drittliga-Jahr bereits sehr wohl gefühlt und den großen Nachbarn 1. FC Saarbrücken mal eben 4:0 aus dem eigenen Stadion gefegt haben. Es sollte nicht der einzige Höhepunkt der abgelaufenen Spielzeit bleiben…
Denn mit dem überraschenden Aufstieg der "Spielvereinigung 07 Elversberg" ging in diesem Spätfrühling eine märchenhafte Saison für die Saarländer zu Ende, die gerade erst in die dritte Liga aufgestiegen waren und einen Durchmarsch in die zweite Bundesliga hinlegten. Vor allem die Hinrunde, nach der die Elversberger auf Platz 1 standen und bereits acht Zähler Vorsprung auf den Relegationsplatz drei hatten, lief mit 44 Punkten wie geschmiert. Am Ende wurde es noch mal eng und der erstmalige Aufstieg in das Fußball-Unterhaus wurde erst am letzten Spieltag über die Ziellinie geschleppt.
Damit ist die SVE das 128. Team, dass in der seit 1974 existierenden zweiten Liga auf Punktejagd geht. Und der Start für die Mannschaft des erfahrenen Trainers Horst Steffen, der bereits seit Oktober 2018 das Kommando in Elversberg führt, begann verheißungsvoll. Nach einer 2:0-Führung entführte man mit dem 2:2 beim favorisierten Team von Hannover 96 einen wichtigen Zähler im Kampf um den Klassenerhalt, den vielleicht nicht alle Experten auf dem Zettel hatten.
Der Strippenzieher und "Macher" in Elversberg ist der Unternehmer Frank Holzer, der als Aufsitzratsvorsitzender und ehemaliger Trainer und zwischenzeitlicher Präsident die Geschicke des Vereins leitete und immer noch die Fäden in der Hand hält. Mit seinem weltweit agierenden Pharmaunternehmen „URSAPHARM“ unterstützt Holzer den Verein großzügig und führte ihn als selbsternannten "Dorfverein" in den Profifußball.
Mit der Spielvereinigung begrüßt die 2. Liga im Übrigen nicht nur einen Neuling, sondern auch den aktuell kleinsten Standort – gemessen an der Einwohnerzahl – der gesamten Spielklasse. 13.000 Einwohner zählt die saarländische Gemeinde und damit noch mal rund tausend Menschen weniger als der bisher kleinste Standort Sandhausen, der sich nach 10 Jahren aus der 2. Liga verabschiedet hat. Zum Vergleich: das Ostseestadion fasst doppelt so viele Menschen wie in Elversberg wohnen. Das bekannteste Wahrzeichen der Gemeinde ist ein Baum, steht direkt neben dem heimischen Stadion und ist auch Namenspatron: Die Kaiserlinde, die bereits 1871 gepflanzt worden sein soll.
Bevor die Fußballer in diesem Jahr so richtig von sich Reden und den kleinen Ort Spiesen-Elversberg deutschlandweit bekannt gemacht haben, war der bekannteste Sohn der Stadt der Musikproduzent Frank Farian. Der Produzent und Manager hat in den 1970er Jahren von hier aus beispielsweise die Weltkarriere der Gruppe "Boney M." gestartet. Das neue Aushängeschild der Region sind nun aber die Fußballer der Spielvereinigung, sie sind also quasi die neuen "Popstars".
Ganz große Namen sucht man im Elversberger Kader allerdings vergeblich, das Team bestach in der Aufstiegssaison durch mannschaftliche Geschlossenheit und einen sehr ausgeglichenen Kader. Dieser wurde zur 2. Liga punktuell verstärkt, lediglich sieben Neuzugänge wurden bisher geholt. Den mit Abstand höchsten Marktwert (2,5 Mio. EUR) weist derzeit Wahid Faghir auf. Der Däne ist eine Leihgabe des Bundesligisten VfB Stuttgart und hat bereits zwei Länderspiele für sein Heimatland bestritten. Mit Jannik Rochelt (12 Tore) und Luca Schnellbacher (14 Tore) konnten die Elversberger zwei Garanten der Aufstiegssaison halten und somit viel Torgefahr an den Verein binden. Die Hansa-Hintermannschaft sollte also gewarnt sein und den Neuling in allen Bereichen sehr ernst nehmen.